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Hans Flach: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 8
Zum Leben Hesiods

auch sein mag, Bergks Gründe für Naupaktos sind haltlos. Ist darum der andre Ort Orchomenos? Mit nichten; warum sollen wir etwas in der Literaturgeschichte sagen, was wir nicht wissen? Wenn aber das Wahrscheinlichere gegeben werden soll, so ist Orchomenos dem Naupaktos vorzuziehen, weil der Weg vom boiotischen Hafen, in dem Hesiods Vater gelandet war, nach Askra über Orchomenos mit Bequemlichkeit führen konnte, und weil Orchomenos selbst mit der Geschichte Hesiods viel enger verflochten ist, als die lokrische Landschaft, worunter in einem Theil der Ueberlieferung sogar das opuntische Lokris verstanden wird. Indessen, wir sollen nicht die Geschichte mit unnützen Combinationen anfüllen. – Auch das müssen wir im Gegensatz zu der Darstellung Bergks behaupten, dass der Wohlstand, den, nach dem Erbschaftsstreit der feindlichen Brüder zu urtheilen, der Vater Hesiods unzweifelhaft später erlangt haben muss, nicht von den Handelsfahrten herrühren kann, die er während seines Aufenthalts in Kyme unternommen hat, sondern nur von der landwirthschaftlichen Beschäftigung, welcher er in Askra oblag, und welcher vermuthlich der Mythus von dem Schafe weidenden Dichter zugeschrieben werden muss (Theog. 22–35; γένος p. 14).

Dann, wenn Bergk auch den Umstand für seine Hypothese ausbeutet, dass die Periegeten vom Helikon nur die Werke und Tage als echtes hesiodisches Gedicht gelten ließen (Pausan. IX 31, 3) und daraus den Schluss zieht, dass die andern Gedichte nach Lokris hinweisen, so ist schon berührt worden, dass die Theogonie unzweifelhaft das ältere Gedicht Hesiods ist, wie Plutarch und Proklos angenommen haben, wenn auch aus einem nichtigen Grunde (Proklos z. Opp. 11), und wie schon die Rhapsoden, welche das unechte Prooimion gedichtet, geglaubt haben (v. Schoemann Theog. S. 214 not.). Es liegt auf der Hand, dass die Notiz des Pausanias, welche gleichzeitig von der vermeintlichen Unechtheit des Prooimions zu den Werken und Tagen spricht, die auch Proklos, vermuthlich nach dem Commentar des Plutarch (Gaisford p. 32) angenommen hatte, erst durch die alexandrinische Kritik entstanden ist (Proklos Prolegom. p. 3). Völlig unverständlich aber ist es, wenn man als Beweis dafür, dass Hesiod die Theogonie an der Schwelle des Greisenalters gedichtet habe (S. 971), Theog. 22 anführt: αἳ νυ ποθ’ Ἡσίοδον καλὴν ἐδίδαξαν ἀοιδήν, da, wenn man bewiesen hat, dass Hesiod nach

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diverse: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 8 (1874). 1874, Seite 461. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermes_8_461.png&oldid=- (Version vom 17.8.2016)