Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Emil Hübner: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 3
Ein Decret des L. Aemilius Paulus

Gemination der Consonanten abgesehn wird, nichts, was man nicht ebenso auch auf Denkmälern aus dem Ende des siebenten Jahrhunderts voraussetzen könnte. Die Kürze der ganzen Urkunde ist dabei freilich ebenfalls in Anschlag zu bringen; allein denkt man sich nur die sämmtlichen vorkommenden Formen durchgehende ohne Consonantengemination (turi oder turei, esent, opidum, posidere, velet), so würde der Text dadurch ein weit alterthümlicheres Aussehn gewinnen. Diese Erwägungen sind von der Art, dass der Gedanke an eine Restitution der Urkunde etwa um ein Jahrhundert später, als das Datum, in der That nahe gelegt wird. Gründe dafür liessen sich denken: die Urkunde, von welcher die Unabhängigkeit der Gemeinde datiert, musste diese ja wohl ein Interesse haben zu besitzen, wenn auch nur in restituierter Gestalt. Dieser Annahme aber steht als unübersteigliches Hinderniss entgegen das spitzwinklige L, welches nach Ritschl’s Beobachtung nach den J. 570 bis 580 überhaupt nicht mehr angewendet worden ist. Dass etwa in sullanischer Zeit die Schriftgelehrten und Graveure von Lascuta weiter gegangen sein sollten als die Gelehrten in Rom zur Zeit des Claudius, welchen das restituierte Exemplar der Duiliusinschrift verdankt wird, wird niemand anzunehmen wagen. Allein auch davon abgesehen: der Charakter der Schrift ist meines Erachtens der Art, dass der Gedanke an Restitution zu irgendwelcher Zeit, wenn auch momentan gefasst, sofort wieder aufgegeben werden muss.

Dehnt man die Vergleichung weiter aus auf die der Zeit nach auf die Tafel von 568 folgenden Urkunden, das bantische, das Repetunden- und das Ackergesetz, – um die sullanische Epoche, die mit dem Gesetz über die zwanzig Quästoren anhebt, aus dem Spiel zu lassen –, ferner auf die Tessera von Fundi (C. I. L. 1, 532), so wird man auch in diesen Denkmälern, selbst bei voller Berücksichung der archaistischen Eigenthümlichkeiten des curialen Stiles, dennoch den durchstehenden Charakter höherer Alterthümlichkeit gegenüber unserer Tafel nicht verkennen können; was hier nicht an einzelnen Beispielen nachgewiesen zu werden braucht. Die Münzen dieser Epoche[1] sind zwar zu einsilbig, als dass sie zur Fixierung des sprachlichen Charakters viel beitrügen. Allein es zeigt sich in ihnen doch neben dem spitzwinkligen L nicht selten das eckige Π (223. 258. 271. 280. 302); einmal findet sich noch oi, freilich im Eigennamen


  1. C. I. L. 1, 212 bis 304.