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Emil Hübner: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 3
Ein Decret des L. Aemilius Paulus


quei 2
servei 2
utei 2


Ganz singulär ist die Form inpeirator Z. 1. Nicht einmal der i-laut überhaupt, geschweige der volle und lange der i pinguis, ist an dieser Stelle bisher vorgekommen noch, soviel ich sehe, rationell zu begründen. Imperare (enduperare) kann doch nur mit parare zusammengebracht werden und ist auch stets damit zusammengebracht worden[1]; das aus dem kurzen a des Stamms regelmäßig abgelautete kurze e ohne allen Klang zum i hin ist also das einzig rationale. Ein Versehn des Graveurs oder Concipisten, das man auf die provinzielle Herkunft der Tafel schieben könnte, kann vorliegen; ein Versuch es zu verbessern ist nicht gemacht worden, denn das i steht groß und deutlich, ohne Spur von versuchten Aenderungen, auf der Tafel. Am meisten Analogie bietet vielleicht die Form queistores auf dem uralten marsischen Stein C. I. L. 1,183 (vgl. die Addenda S. 555). Auch das faceiu(ndum) auf dem Stein von Benevent C. I. L. 1, 1223 kann verglichen werden und zu vergleichen sind ferner die irrationale Anwendung der Aspiration (Hinnad, Helpis und ähnliches) und ihre Transposition (Chartago teathrum). Auf dem Gebiet der Lehnwörter aus dem Griechischen hat sich das Latein noch weit größere Anomalien erlaubt. Fast ebenso auffallend, aber doch wenigstens durch die Länge des Vocals einigermaßen gerechtfertigt, ist das gleich folgende decreivit. Cerno, zu der Klasse der Verba gehörig, deren Präsensstamm durch Erweiterung mit dem Suffix na entstand (wie sper-no zu sp(e)re und sterno zu st(e)ra-), das wir im Latein nach r s t m (und vielleicht n) und nach Vocalen eintretend finden, zeigt im Perfect den reinen Stamm c(e)rē; an diesen tritt das dem Latein eigene Perfectsuffix vi (aus fui). Zu den schwierigsten Formen der lateinischen Verbalflexion gehören bekanntlich die Imperfecta der consonantischen und der i-Conjugation {legēbam exuēbam, audiēbam) nebst den seltenen analogen Futurbildungen; bei der vocalischen Conjugation (amā-bam docē-bam audī-bam) kann die Länge des Vocals auf die ursprüngliche Länge des Stammvocals zurückgeführt werden, bei der consonantischen Conjugation und der mit kurzem Stammvocal greift man auch hier zu dem allezeit bereiten Bindevocal (legĕ-ĭbam oder legĕ-ĕbam legēbam).


  1. So Vossius im Etymologicum, der propero und vitupero mit Recht vergleicht; auch aequipero ist ehenso gebildet.