Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Emil Hübner: Hermes. Zeitschrift für classische Philologie Bd. 3
Ein Decret des L. Aemilius Paulus

Weder zu Anfang noch am Schluss fehlt irgend etwas. Z. 1 fehlt zwischen L und AIMILIVS der Punkt, wohl nur zufällig, oder vielleicht weil die Tafel an der Ecke leichter der Beschädigung ausgesetzt sein mochte. INPEIRATOR steht deutlich auf dem Original. Die Punkte stehn sonst überall wo sie stehn sollen; dass Z. 8 INCASTREIS zu einem Wort verbunden wird, entspricht der bekannten Regel; Zwischen A D Z. 9 scheint in der That der trennende Punkt zu fehlen. Am Schluss der Zeilen fehlen die Punkte ebenfalls der Regel gemäß; sie sind überall dreieckig und stehn auf der Mitte der Zeilen. Abkürzungen sind im Text selbst gar nicht angewendet, ausser da wo sie nothwendig sind, beim Personennamen. Das E von QVE am Schluss von Z. 4 blieb offenbar nur des Raumes wegen fort. Nur das Datum am Schluss der Inschrift zeigt die Abkürzungen ACT und die üblichen im Tagesdatum A D · XII · K · FEBR. Der bloße Anfangsbuchstab des Tagesnamens K (statt KAL) ist, wie Ritschl bemerkt hat (in der Abhandlung über die tesserae gladiatoriae S. 39 des Sonderabdrucks) dem durchstehenden Gebrauch der älteren Zeit entsprechend. Für die Monatsnamen giebt es keine unwandelbar gleichmäßigen Abkürzungsformen; FEBR oder FEB (nicht FE und F) werden gleichmäßig im Gebrauch gewesen sein. Die Schriftformen zeigen im ganzen eine so sichere und ausgebildete Technik, wie sie uns wohl auf Stein schon in alter Zeit begegnet (z. B. auf den beiden ältesten Scipionensarkophagen), bisher aber meines Wissens auf Erz noch nicht gefunden worden ist. Ueberblickt man die Beihe der bei Ritschi facsimilierten Urkunden (Tafel XVIII bis XXXIV), so zeigt sich auf ihnen, mit geringen Schwankungen, eine stetige Abnahme in der Sicherheit, Gleichmäfsigkeit und Eleganz der Schrift. Insbesondere macht das, wie nachher zu erweisen ist, der Zeit nach am nächsten stehende Senatusconsult über die Bacchanalien einen weit roheren Eindruck. Im einzelnen entsprechen die Schriftformen den bisher gemachten Beobachtungen: das L ist regelmäßig spitzwinklig, das P dagegen schon durchgehends deutlich abgerundet, nicht eckig (Π), E F, M und N zeigen die bekannten Eigenthümlichkeiten, das O ist zuweilen deutlich kleiner als die übrigen Buchstaben (z. B. in poplus Z. 7), Q kurz geschwänzt. Nach Gedankenabschnitten sind die Zeilen nicht abgetheilt.

Ich lasse zunächst die Umschrift des Textes folgen.

L. Aimilius L. f(ilius) inpeirator decreivit, utei quei Hastensium servei in turri Lascutana habitarent, liberei essent; agrum