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und unseren zerfallenden Leib und unsere zerflatternde Seele die Stätte, da beide sich mühten, nicht mehr kennt. Dazu sind wir nicht wider unseren Willen in diese Zeit hineingeboren, daß der letzte Augenblick uns allem entführen möge, sondern wir sind zu neuem Leben bestimmt.

 Denn in mein, ja in jedes Menschen Leben, sind so viele Aufgaben hineingelegt, hineingebettet, hinein gestellt, daß der Lebenstag, auch wenn er in Weiten sich hindehnte, nicht imstande wäre, sie zu lösen.

 Mutter, die du die Erziehung auch nur eines Kindes anvertraut erhieltest, – wenn du es mit dieser Aufgabe ernst meinst und nimmst, kannst du dein Leben lang sie nicht lösen. Dein Kind gibt dir so viele Rätsel auf; jede Wendung seines Lebens, überraschende Fragen seiner Torheit, suchende Gedanken seiner Einfalt lassen dich oftmals ratlos stehen; seine Unart, wie seine gute Art geben dir, wie sein Werden und Wachsen, so viele Geheimnisse auf, daß du sie nicht lösen kannst; und darüber vergeht die Zeit. Sollte nun Gott die Aufgaben in dein Leben gelegt haben, um dich damit zu narren? Dich an Pflichten gewiesen haben, um dich dann zu lehren, du seiest ihnen nimmer gewachsen? Hörst du den Hohn des Gottes, an den du glaubst: er hat dir das Kind gegönnt, damit du an ihm zu Schanden werdest?