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Hand Gottes, des allmächtigen Vaters; nicht allein seine bloße Gottheit ist bei uns, die doch wie ein verzehrendes Feuer gegen Stoppeln wäre, sondern Er, der Mensch, den alle Trübsal versucht hat, der mit uns als mit Menschen und mit seinen Brüdern Mitleid haben kann.“ Nicht der weltferne Richter, der in unnahbarer Majestät thront oder von den Triumphbögen der Kirche in hoher Erhabenheit herabsieht (Kähler Vorr. zu seinen Osterbetrachtungen), dessen Gnade die göttliche Mutter und die Heiligen erst erbitten müßten, sondern „der rechte Trotz, Meister und Tröster, der mir nichts sagt als von Gottes Gnade und ewigem Leben“ (Predigt über Joh. 14, 18–21).

 Diesem Worte muß man trauen. „Sind doch die Sprüche Stecken, ja Bäume, daran sich einer hält und läßt das Wasser brausen und rauschen, wie es will. Mit dem Wort in der Faust mag man die Feinde scharren und pochen, drohen und schrecken lassen, wäre das Wasser noch so tief, wir kämen hindurch.“ „Der Teufel zwar kann das Wort nicht leiden. Von Natur ist er so boshaftig und giftig, daß ihm leid ist, daß ein Apfel auf einem Baum wächst, daß du einen gesunden Finger hast. Keinem Ding aber ist er so feind als dem lieben Wort, das deckt ihn auf, daß er sich nicht bergen kann und weiset jedermann, wie schwarz er ist. Es brauet immer ein Unglück über das andere, denn er ist ein mächtiger, boshaftiger und unruhiger Geist. Aber das Wort ist ein Fels, der nicht zu gewinnen ist.“ (Ein schöner, tröstlicher Sermon in den Fasten 1530.)

 Der Glaube und das „verwogene Vertrauen ist ein Gottesdienst, da ich mir schenken und geben lasse.“ Es tuts nicht, daß ich die Historie weiß, wie Christus geboren ist, gelitten hat, das wissen die Teufel auch, sondern das gewisse starke Vertrauen im Herzen, daß es sich desselbigen ganzen Schatzes annimmt und sich des tröstet, daß Gott uns schenkt und uns mit allem Schatz der Gnade in Christo überschüttet.“ Dieser Glauben ist nicht ein Fühlen: will einer ein Christ sein und nach dem fühlen sich richten, der verliert Christum! – Auch nicht ein Wissen „was Gott will heimlich halten, das sollen wir gerne nicht wissen“. „Denn das ist der Apfel, davon Adam und Eva den Tod gefressen haben samt allen ihren Kindern, da sie auch wissen wollten, was sie nicht wissen sollten“. Sondern Glaube ist die höchste Tat des Willens, da man „das Werfen der Sorgen wohl lernt und erfährt, daß es gewiß also sei“. Wer aber solches Werfen nicht lernt, der muß bleiben ein verworfner, zerworfner, unterworfner,