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kam zu Ehren, die Muttersprache aber blieb nicht dahinten. Aus Luthers Werken haben ja die – Jesuiten die Musterbeispiele für eine deutsche Grammatik geholt! (Schnedermann: Zur Literaturgeschichte.)

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 So viel aber Luther über die Universitäten klagte, über den Unfleiß der Studenten, denen „die Tinte schimmlig und der Grind auf dem Rücken ist und die gerne die Pest in Wittenberg hätten, um feiern zu können,“ über die Roheit und Unsitten, daß seine Stadt ein Sodom und Gomorrha geworden, von dem er wegziehen will – er hat doch Wittenberg mit Weltruf geschmückt und Anregung zur Gründung neuer Hochschulen gegeben. Königsberg und Jena sind des Zeugnis und wenn’s erlaubt ist zu sagen, auch unser – Erlangen; denn am 18. Juli 1529 schreibt Luther gutachtlich an Markgraf Georg den Bekenner {Sohn Friedrich des Aelteren von Ansbach † 1535), „es wäre wohl fein, wenn Euer fürstliche Gnaden ein gelegen Ort (oder zween) ym Fürstentum errichtete zur hohen Schulen, da man nicht allein die heilige Schrifft, sondern die Recht und allerley Künste lernt. 2 Theologen und Juristen, 1 Medicus, 1 Mathematicus, 4 oder 5 Personen würden als Lehrer genügen. Als Sitz dieser Universität in Franken dachte Luther sich eine richtige Stadt „wo ein gut studieren soll sein, da mußten nicht ledige Creutzgenge sein odder leere Kloster- und Stiftkirchen, sondern eine Stad, daryn viel zusamen kommen und untereinander sich üben und reizen und treiben. Einsame Studia tuns nicht, Gemeine tuns, da viel einer dem anderen ursach und Exempel giebt“. 1531 bewarb sich Feuchtwangen um die Universität, 1645 bat D. Christoph Althofer für Kulmbach, 26. März 1726 gab die Markgräfin-Witwe Charlotte, die Vormünderin ihres einzigen Sohnes Karl Wilhelm, des Wilden Markgrafen, aus ihrer Privatschatulle 150,000 Gulden für die in Crailsheim, Gunzenhausen oder Heilsbronn zu gründende Universität, der Karl VI. bereits 1726 das Kaiserliche Privilegium erteilt hatte. Aber erst am 4. November 1743 konnte durch den Markgrafen Friedrich († 1763) von Bayreuth und seine bedeutende Gemahlin Wilhelmine († 1758) Erlangen gegründet werden, das nicht eine Universität hat, sondern eine Universität istunser Erlangen.“ Was 1529 geplant war, ruhte 214 Jahre! Gut Ding will Weile haben. – Wenn unsere Volksschulen mit dem Bilde Luthers die Säle schmücken und viele Hochschulen an Luthers Geburtstag Ehren erteilen, so soll dies ein geringer Dank dafür sein, daß er die Schule erbaut,