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der häuslichen Erziehung und auf dem evangelischen Grunde wie diese sich erbauend hat er doch erst recht geweiht. Sie soll alle Kinder umfassen, auch in den „Maidlinschulen“, soll taugliche Männer frommer Art zu Lehrern, vielgeschickte Jungfrauen zu Lehrerinnen haben, soll wenig, aber das Wenige gründlich darbieten, den Katechismum traktieren, die biblische Geschichte in ihrer ganzen Größe und Tiefe darstellen, die Kinder im Heiligtum leben lassen, die Geschichte des Volkes nicht vergessen und den Gesang fleißig üben, denn „einen Schulmeister, der nicht singen kann, den seh ich gar nicht an“. Der Unterricht soll kurz sein, die vielgerühmten körperlichen Uebungen nicht vergessen. Dieser Volksschule bescherte er den Katechismus, das einfältigste und großartigste Buch aus seiner Feder, das um seiner Schwere willen zu schelten noch nicht ihn verstehen heißt und der Konstanzer Johann Zwick schenkt Kinderlieder, andere wie Agricola Reimlein und Rätsel. Die allgemeine Schulpflicht zuerst eingeführt zu haben, ist Ehre und Verdienst protestantischer Länder. Die rechten Lehrer aber „soll man zehn Jahre stehen lassen, dann stäupen und losgeben: sie haben ihr Brot wohl verdient, darum soll man sie in Ehren halten.“ Die ersten Lehrer der Volksschule aber waren und wurden Pfarrherren, ein Nikolaus Hermann, ein Matthesius, ein Thomas Venatorius (Jäger), wohl auch ein Vinzenz Obsopoeus (Koch) in Ansbach. Wenn aber dem durch die neue Zeit und ihren reicher pulsierenden Verkehr die idealen Güter verkümmert und ihre Pflege verkürzt werden will, mahnt er – und nicht umsonst – die Ratsherrn (1524), daß sie höhere christliche Schulen gründen sollen. Ilefeld im Harz und sein Michael Neander, Goldberg in Schlesien und sein Trotzendorf, Schlettstadt und sein Johann Sturm, Nürnberg mit Joachim Camerarius, Ansbach mit seinem Koch, Augsburg bei St. Anna mit dem Harburger Schreiber Hieronymus Wolf, das Gymnasium Poeticum zu Regensburg sind die Antwort auf solchen Rat, der kleineren Schulen nicht zu gedenken, wie sie auch durch unser Bayernland verstreut waren. Dem evangelischen Gymnasium schenkt Melanchthon seine griechische Grammatik, die wohl 80 Auflagen erlebte. Edle Schulkomödien dienen ihm, wie Rollenhagens „reicher Mann und armer Lazarus“, reine Bilder sollen das Gelehrte veranschaulichen, aber vor allem soll man an den Sprachen, dieser „Kemenate des Geistes halten, der Scheide des Geistesschwertes.“ So ward Latein, in dessen Handhabung Luther nach seiner Art Meister war, fleißig geübt – man „konnte meinen, Deutschland liege in Latium“ – und die griechische Sprache