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und der Frohbrief ihres treuesten Freundes, der mit ihm fort und fort unseren Kindern einen schönen Jahrmarkt mitbringt.

 Wie es den Kindern im Hause wohl sein soll, im „Vaterhause“, so wird das Gesinde, die Ehehalten, treulich in die Freuden und Leiden des Hauses mit herein genommen. „Muhme Lene,“ die entfernte Verwandte der Hausfrau ihre Stütze würde man sie jetzt nennen – genießt Recht und Ehre der Hauszugehörigkeit, der alte treue Diener, der längst nichts mehr leistet, das Gnadenbrot, die Magd Margarete „Grete mit ihrem Besen“ höchste Ehre als Heilige, weil sie ganz tue, was ihr aufgegeben ist. Die immer schwieriger werdende Frage der Dienstbotennot wird immer wieder am ehesten gelöst, wenn man die Dienenden in das Leben des Hauses hereinnimmt und ihnen nicht nur das pflichtige Recht gibt, sondern sie als Miterben der gleichen Seligkeit die Liebe und Fürsorge spüren und erkennen läßt, wie man ihr Seelenleben nicht geringer einschätze als das eigene und ihren tief begründeten Ansprüchen entgegenkomme. Auf dem Grund innerer Angleichung löst sich am füglichsten die Frage der Ueber- und Unterordnung.

 Dem evangelischen Hause ziemt Uebung und Pflege der Freundschaft, damit „gute Freunde und getreue Nachbarn“ nicht mangeln, Schmuck und Schutz des Hauses zumal. Wie lebt Luther für seine Freunde und mit ihnen! Er trägt schwer an Melanchthons Unbeständigkeit und Zaghaftigkeit, weil er „die Sorge so gierig in sich sauge wie der Egel (Blutegel) das Blut und das Gebet Luthers so kraftlos mache“ (27. Juni 1530), er versteht den Freund nicht, der nur begreifen will, wie die Sache Ende und Ausgang nehmen werde, so doch Gott den Ausgang (sc. der Reformation) in einen Begriff gestellt hat, der heißt fides (Glaube) (29. Juni). Und schon tags darauf tadelt er ihn, weil er sich allein glaube, Luther aber und den Freunden nicht. „Aber es muß nicht heißen: So ich Philippus. Das „Ich“ ist zu gering. Es heißt: So Ich: Das ist sein Name: der ich sein werde. Man sieht nicht, was er ist, aber Er wirds sein. So werden wir sehen (an Spalatin 30. Juni 1530).“ Wie wünscht er, daß Melanchthon aufhören wollte, die „Welt zu regieren,“ d. i. sich selbst zu kreuzigen und zu martern (Brief an Brenz). Aber die Freundschaft hat er ihm nie gekündigt, sondern treulich durch alle Fährlichkeiten bewahrt, in streitbarer Fürbitte zu Weimar erwiesen und noch über seinem Grabe von dem also Geehrten bezeugt erhalten. „Eure Söhne,“ schreibt er weiter an Dr. Rühel,