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Gedanken vergehen, wie jener Ehemann tät, wenn seine Ehefrau anfing zu nagen und beißen, nahm er die Pfeife herfür unter dem Gürtel und pfiff getrost, da ward sie zuletzt so müde, also daß sie ihn zufrieden ließ – als soll man den bösen Gedanken auf die Schnauzen durch die Musikam schlagen“ (Brief vom 6. Oktober 1534). Denn ob der Vers von Luther ist oder ihm nur zugeschrieben wird, seines Geistes ist er gewiß:

Wer sich die Musik erkiest,
Hat ein himmlisch Gut gewonnen.
Denn ihr erster Ursprung ist
Von dem Himmel hergenommen,
Da die lieben Engelein
Selber Musikanten sein.

 Ludwig Richter hat in seinen Jahreszeiten diese edle Hausmusika uns so rein und schön dargestellt, „was uns hart anleit, fährt hin mit großer Traurigkeit.“ Und nun singt der Doktor manch edles Lied das Jahr hindurch, bis das Kinderlied „auf die heilige Weihnacht zu singen“, ertönt und der treue Johann Matthesius in lichtem Gewande die engelische Botschaft den harrenden Kindern verkündet. Daneben wird die christliche Haustafel vorgenommen, nach der ein Hausvater seine Kinder und Gesinde ermahnen soll; denn „kein stärkeres Weihwasser oder Weihrauch gibt es, als mit Gottes Geboten und Worten umgehen, davon reden, singen oder denken.“ (Großer Katechismus.) ·

 Der Sonntag mit seiner heiligen deutschen Poesie im Feiergewande edler Freiheit und dankbarer Freude steigt herauf, daß die, so die ganze Woche ihrer Arbeit und ihres Gewerbes gewartet, einen Tag haben da sie ruhen und sich erquicken. Feiern aber und müßig gehen können die Unchristen auch wohl, darum soll Gottes Wort in Schwang und Uebung gehen, daß ein rechter Feiertag gehalten werde (Großer Katechismus), „daß Gott sein Werk in uns hat.“

 Wenn aber Amt und Amtssorge den Vater in die ferne führen, schreibt er den Kindern Briefe vom Besuch des Paradieses, seinen süßen Früchten und frohen Spielen, seiner kindesfrohen und lebensfrischen Herrlichkeit, die Lipp und Jost und Hänsichen Luther genießen sollen, wenn sie fromm sind und gerne beten. Wahrlich, dieser Brief, den ein Goethe in sein freudenarmes unfrohes Haus am Alten Plan zu Weimar nicht hätte senden können, ist der Freibrief für die christliche Jugend