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Amtmann am Fürstentum“, dessen Sohn insonderheit ein großer Wohltäter hiesiger Stadt gewesen ist.

 Fünfhundert Jahre Hohenzollernherrschaft in der Mark Brandenburg! In das Jubel- und Dankgeläute für die Gottesgnade, welche in den an sich armen und meist hart geführten und hart arbeitenden Hohenzollern Deutschland so viel gegeben hat, mischt sich der Donner der Geschütze, nicht in freudigem Widerhalle den Ton vom Fels zum Meere wiederzugeben, sondern mit dem tiefen, dumpfen Weh: Wenn ich Frieden suche, fangen sie Krieg an! –

 Zwar die englische Kirchenzeitung The church times vom 18. September 1914 weiß in der Gewalt, welche Lügen zu Wahrheit erhebt, weil sie Wahrheit in Lüge verkehrt und aus der furchtbaren Kraft der Irrung (II.  Thess. 2, 11), alles besser als bei uns das ärmste und geringste Schulkind. Diese Kirchenzeitung weiß gewiß in gutem Glauben eines gläubigen Lügners, nicht eines lügenhaften Gläubigen, daß der Klageruf, der vor 800 Jahren durch Europa hallte, wieder erweckt worden sei. Damals klagte und weinte die abendländische Christenheit über die Schmach, welche die Sarazenen den heiligen Stätten antaten. Jetzt hat das christliche Europa über die Verwüstung alles Heiligen und Hehren zu klagen, über Zerstörung von Kulturwerten ohne Ziel und Zahl. Einst ward die Kreuzigungsstätte bedroht, jetzt erheben sich die Feinde des Kreuzes Christi. Das aber sind nicht die Ghurkas und Zuaven, die Beduinen und Bakschiren, die Hindus und die Männer der kirgisischen Steppe, sondern – die Deutschen! Diese sind die Feinde des Kreuzes Christi, von denen ein Apostel nur mit Tränen spricht! Zwei Völker, einst einander feind, die aber auf den Tag wie Herodes und Pilatus weiland in der Feindschaft gegen Christus sich begegneten, verstanden und fanden, ziehen miteinander befreundet gegen Wahrheit und Freiheit, gegen Tugend und Treue zu Feld! Denn sie kennen nur den Hunger nach Macht, sind im Banne eines großen Weltverführers, der die Armen und Geringen zertreten heißt, damit die Mächtigen und Stärkeren schrankenlos herrschen. – „O heute

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Hermann von Bezzel: Unsere Feinde. , Ansbach ca. 1915, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Unsere_Feinde.pdf/4&oldid=- (Version vom 10.9.2016)