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Bischof Bonomelli von Cremona hat es wohl gerühmt. Bei uns wohnt die edle Mystik, die wissenschaftliche Theologie, die volkstümliche und die kunstreiche Predigt, in deutscher Wissenschaftlichkeit wird auch die Theologie gepflegt. Und was die Kirche des Evangeliums in deutscher Zunge gepredigt und gelehrt, was sie gedacht und geforscht hat, davon leben die Völker, die Kärrner arbeiten, weil die Könige bauen. Erfindung und Entdeckung, solide Arbeit und geschmackvolles Kunsthandwerk, höchste Intelligenz und wahres, warmes Gemütsleben, – alles lebt und wirkt und schafft in Deutschland, „dem Herzen der Völker“.

 Und dieses Volk wird so befehdet. Nur aus Neid und Mißgunst? Ist es ohne Ursache? Ein Mann, der mit offenem Auge ein klares Wort sprach, hat einmal erzählt, wenn man wissen wolle, warum Deutschland mißliebig sei, müsse man etwa auf einem Dampfer des Norddeutschen Lloyd eine Indien-Reise machen. Wer am schnellsten sein Volkstum verleugne, seines Standes und seiner Herkunft sich schäme, fremde Sitten nachahme, um sich den Schein des gewandten Weltbürgers zu geben, und vor allem den Aufgeklärten spiele, der über Religion und Ordnung leichthin abspricht, sei nur der Deutsche. In den Kurorten sei der Deutsche am kirchenfremdesten, aber auch am vorlautesten. Talmi sei ihm dort lieber als ehrliches Eisen. Nach diesen Emporkömmlingen aber, wie sie zu Tausenden ihr Vaterland, dessen sie nie wert waren, verlassen, bemißt der Fremde deutsches Wesen und lernt es verachten. Daß diese Schatten nur Reflexe reichen und reinen Ernstes sein müssen, daß hinter diesen Glücksrittern, die ihrem Glauben und ihrer Ehre entlaufen, die große Schar heiß arbeitender, ernstdenkender Männer steht, beachten die Gegner nicht. Wenn Gott nur den furchtbaren Krieg zum Erzieher unserer Oberflächlichen machen wollte!

 So sei als erster Feind, den wir im eigenen Hause beherbergen, der Mangel an wahrer Volksliebe genannt! Der Engländer weiß sich seinem Vaterlande auf Gedeih und Gefahr in guten und bösen Tagen verpflichtet und geht mit ihm durch Recht und Unrecht

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Hermann von Bezzel: Unsere Feinde. , Ansbach ca. 1915, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Unsere_Feinde.pdf/12&oldid=- (Version vom 10.9.2016)