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verhehlen uns nicht, daß Treue nie ohne Schmähung geleistet wird, aber, so sagt der Apostel, es ist Seine Schmach. Das Joch ist sanft und diese Last ist leicht. Man nimmt gerne auf sich, was der Treue, dem ehrlichen Danke, dessen Wort sich ändert, wie sein Grund ewig der gleiche bleibt, widerfahren soll. Und schließlich wird draußen vor dem Lager all das bereitet und zusammengefügt, erbetet und erglaubt, was die Seele wahrhaft trösten, die Welt wirklich retten kann.

 Wir wollen die Treue halten. Das ist unsre Pflicht in der ernsten, scheidungs- und entscheidungsvollen Zeit, die uns umdrängt, denn die Treue ist göttlichen Ursprungs, voll göttlicher Kraft und göttlicher Verheißung gewiß und gedenk.

 An dem Tage, an dem unser Gott, der Vater des ewigen Erbarmers aufhörte, treu zu sein, würde er sterben. Denn das ist Sein Ehrentitel, daß er, was er von Alters her heißt und ist, Vater und Erlöser, bis in die fernsten Zeiten bleibt. Ein Abraham hat unter dem nächtigen Sternhimmel nichts anderes erfahren als Moses am Gestade des Roten Meeres und in der schweigenden Einsamkeit der Wüste. Die lieben Propheten alle sind durch die Treue gerettet worden, die sie priesen, und im Preise der Treue haben sie ihr Leben verzehrt. Ja, Gott wäre nicht der Gott der Geschichte, in deren wirre und krause Fäden Er seine goldnen Fäden mit kundiger und fester Hand einwebt, wenn er nicht treu, Ja und Amen wäre. Darum nennt ihn die Offenbarung das A und O, der alles, was zwischen dem ersten und dem letzten Buchstaben von Weltwesen und Weltentwicklung, von dem ersten „Es werde“ bis zu dem letzten „Es ist geschehen“ – getan und erlebt wird, umschließt und erfüllt. Wenn man an dieser Treue nicht mehr halten könnte, so wäre alles im Himmel tot und auf Erden verloren. Sein Ja wäre so wenig verlässig wie sein Nein, Gebetserhörungen wären nichts und Wundertaten geschähen nicht. Sondern vom blinden Ungefähr käme alles und in dieses weite wüste Tote Meer kehrte alles zurück. Der Fromme führe mit dem Gottlosen eine Straße und der Verächter wäre gleichen Loses wie der ein enges Gewissen hat.

 Weil aber Gott treu ist, und wir das ewig rühmen wollen und dürfen, so wollen auch wir Treue halten. Zuerst dem Gotteswort! Es ist ein armes, geringes

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Hermann von Bezzel: Pflichten in ernster Zeit. Carl Junges Buchhandlung, Ansbach 1914, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Pflichten_in_ernster_Zeit.pdf/4&oldid=- (Version vom 8.8.2016)