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„Der Katechismus wird Meister bleiben und das Regiment in der christlichen Kirche behalten und Herr bleiben[“]. Denn „so eine kleine und geringe Monstranz auch der Glaube ist, er birgt solch edle Kleinode, Perlen und Smaragde im Innern, das Himmel und Erde nicht behalten kann“. Nicht neue Tröstungen, sondern Seine Tröstungen ergötzen und erquicken die Kirche, daß sie den Weg seiner Gebote läuft. Man nehme der Kirche das alte Evangelium, das die Stürme der Völkerwanderung vor 1600 Jahren überdauert, an der Wiege des heiligen römischen Reiches segnend und betend die Wache gehalten, an der Bahre tröstend und trauernd Treue erzeigt hat und uns das neue Deutsche Reich einläutete, man nehme die heilige Weihe der Wahrheit und erbarmenden Liebes aus unserer Kirche, so wird sie ein weittönender Sprechsaal mit unruhig flackernden Lichtern, die nicht die Heimat verkünden, sondern in die Ferne weisen, nicht heilige Stille ins Herz legen, sondern zu Unrast und Unmuß hinaustreiben. Laßt uns an dem Bekenntnis halten, das der Glaube darreicht, „der Heiligen Schrift bester Schlüssels“, nicht ein Bekenntnis wählen und wünschen, wie wir’s gerne möchten, als ob eigne Wahl und Wille uns aus dem Leid herausheben könnte, in welches eigne Wahl uns senkte und vergrub, sondern an dem Bekenntnis, das die Jahrhunderte starkmächtig, voll stiller Heldenkraft, sicher und getrost überdauert und den Sieg bis aus die gegenwärtige Stunde wirkt und gesichert hat.

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 Die Kirche weiß, daß sie mit diesem Bekenntnis (Hebr. 13, 13) aus dem Lager der Welt hinausgedrängt wird, zu einem Felsen, der draußen vor dem Tore einsam ragt. Denn „dieser Artikel, daß Christus wahrer, natürlicher Gott und Mensch ist, bleibt solch ein Fels, darauf wir getauft sind, leben und sterben“. Draußen vor dem Lager, in dem Weltbildung glänzt und Weltmeinung klingt, nur der Verneinende gilt und der Widersprechende ein Mann ist, steht die bekennende, dankende, betende Kirche: „Ich will hier bei dir stehen. Verachte mich doch nicht“. Denn es ist ihr um nichts so viel als um die Treue zu tun. Auf lustigen Höhen in voller Freiheit zu wohnen ist anmutig und ergötzlich, aber auch gefährlich und die Lawine stürzt leicht die freien Gebäude zusammen. Doch der Fels hält den Sturz auf und aus, und die zu ihm halten, werden errettet. Wir

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Hermann von Bezzel: Pflichten in ernster Zeit. Carl Junges Buchhandlung, Ansbach 1914, Seite 3. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Pflichten_in_ernster_Zeit.pdf/3&oldid=- (Version vom 7.8.2016)