Seite:Hermann von Bezzel - Pflichten in ernster Zeit.pdf/13

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Turnerfeste Geld genug, für die Kirche nie Mittel vorhanden sind, berauben nicht die Kirche, sondern die Scheidenden und bringen das große bittere Weh der Tränen Jesu über sein mißleitetes und selbstmörderisches Volk der Kirche in ernste Erinnerung und Pflicht (Luk. 19, 41 u. 42).

.

 Die Kirche Jesu Christi tritt in konfessioneller Bestimmtheit uns entgegen. Wir glauben, daß die Liebe des Heilands, sein heiliges Wesen und Wirken nirgends reiner, klarer und herrlicher geehrt und dargestellt wird als in der Kirche, die nicht Luther, sondern der Apostel Paulus gegründet hat. Wir Lutheraner waren tolerant ehe dieser Name, der in dem Instrument des Westfälischen Friedens zum erstenmal in der Rechtssprache vorkommt, geprägt ward – denn wir wissen von den vielen Wohnungen im Vaterhaus und kennen nur Eine seligmachende christliche Kirche, nicht eine allein seligmachende Konfession. Aber eben weil wir, des eignen Besitzes froh und gewiß, gerne alles Gute, das anderwärts sich findet, anerkennen, sind wir nicht gewillt, unsren Besitzstand zu verringern, um einen anderen zu vergrößern und Charakterschwäche Toleranz zu heißen. Wir wollen nicht das Fremde zuerst und das Eigne zuletzt fördern, sondern unser eignes Haus zunächst versorgen. Toleranz ist ein edles Wort und eine noch edlere Sache. Aber wenn sie auf Verkennung der nächsten Pflicht beruht und auf kritiklose Bewunderung des Fremden hinausgeht, ist es Untreue. Treue gegen die evangelisch-lutherische Kirche im Bekenntnis des Wortes und in der Tat des Bekenntnisses gilt es zu üben. Diese Treue zeige sich in allem guten Werk! Unser Amt ist jetzt, schreibt Luther, ein andres Ding geworden. [„]Denn das ist das erste und höchste Werk der Liebe, das ein Christ tun soll, daß er andre Leute auch herzu zum Glauben bringe, wie er dazu gekommen ist“. Wenn nur wieder ernste, treue, fromme Jünglinge zu dem teuren Amte hinzukommen wollten, das so große und köstliche Verheißungen hat. „Die das Wort haben, sollen dahergehen in der Heerspitze, das Schwert in der Faust haben und das Volk hinter sich herziehen, gerüstet sein und allerwege auf die Angriffe warten, wie in einer rechten Schlacht“. Denn „wir wollen das Evangelium nicht aufheben noch anders predigen, sondern als einen Spiegel verehren,

Empfohlene Zitierweise:
Hermann von Bezzel: Pflichten in ernster Zeit. Carl Junges Buchhandlung, Ansbach 1914, Seite 13. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Pflichten_in_ernster_Zeit.pdf/13&oldid=- (Version vom 8.8.2016)