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mit dem Nürnberger Pfarrer Schöner, der, vielleicht äußerlich nicht geschäftsgewandt, doch innerlich Großes von Gott erhoffte, für den er Großes wagte, beginnt die edle Reihe der Männer, deren Namen von besserer Hand aufgezeichnet sind und in treuerem Gedächtnis bewahrt bleiben, als Menschengabe und -Kunst es vermögen. 1824 haben Krafft, der treue Lehrer an der Universität Erlangen, Ranke und Karl von Raumer in Veilhof bei Nürnberg das erste Rettungshaus gegründet, das jetzt noch blüht, aller äußeren Sorge entnommen. Welches Geistes Raumer war, der am 2. Juni 1865 gestorben ist, beweist die von ihm gewählte Grabschrift aus Matth. 24, 12, von der Ungerechtigkeit, der Erstarrung und den Lohn der beharrlichen Treue.

 Ob er arme Kinder um sich sammelte, mit denen er Lieder und Sprüche lernte – nicht nur der große Historiograph der Pädagogik, sondern ihr aus übender Meister – oder seit 1835 arme Handwerksburschen in den Wintersonntagen zu sich berief denen er das Neueste aus der Missionsgeschichte vortrug und allerlei Wissenswertes aus der Naturkunde mitteilte, oder mit Studenten die Bekenntnisse des Augustin las, immer war es die Sorge für das Beste, die ihn trieb zu suchen, zu werben und zu gewinnen. Ehe Arbeiterverein und Handwerkerverein, Christlicher Verein junger Männer und Bibelkränzchen bekannt waren, hat Raumer mit seinen Genossen all diese Arbeiten getan, hat Schunk, der Erlanger Stadtvikar, dort den ersten Kindergottesdienst eingeführt und den Gedanken der kirchlichen Armenpflege in einer noch jetzt lesenswerten Schrift erweckt, hat der Nürnberger Rektor Karl Roth, der große Gymnasialpädagoge und Nachfolger Hegels die erste Kinderschule zu Nürnberg (1831) gegründet, der er ein herrliches Geleitswort auf den Weg gab.

 Vor unsere Augen tritt Roths und Raumers Schüler und beider Freund, ihr Jünger und Lehrer zumal, der schlichte Dorfpfarrer Wilhelm Löhe, aus Eigenem geworden, weil er ganz sein selbst war, niemandes Nachahmer und jedes Christen prüfender Nachfolger, nicht sowohl ein Mann der Inneren Mission, als ihr Vorbild, ganz von der Schönheit des lutherischen Bekenntnisses durchdrungen und doch ein Mann der ökumenischen Weite, Meister in der Formung des Unscheinbaren, daß es edel und würdig ward und in Gestaltung und Ordnung, daß alles löblich und recht sei, dem evangelischen Bayern seine ersten Diakonissen zwar nicht gebend – das tat Kaiserswerth am Rhein – aber erziehend, reich an Anregungen, deren Zeit noch nicht gekommen ist, vielleicht nie kommt, kühnen Glaubens und doch bedachtsam und wägend, voll Wagemuts und doch ein Mann der Stille, ferne von allem Rühmen, aber voll edlen Stolzes, groß genug, auf Nachahmer zu verzichten, zu groß, um Nachfolger zu erziehen, einsam und unverstanden, oft auch den