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und ausgefochten werden müssen und dann kann es kein Schaden sein. Der alte Satz der Väter heißt: Laßt uns zurückkehren zur Not der Väter. Es hat eine Zeit gegeben, wo man uns nicht wollte, wir haben unter den Zeiten gelitten; und es wird wieder eine Zeit kommen, wo man uns nicht will, doch über diese Zeiten dürfen wir uns freuen. Nur darauf müssen wir recht den Ernst richten, daß man nicht verdientermaßen uns verstößt! – Wenn wir aber um Christi willen Unehre erleiden und verworfen werden, das ist Ehre bei Gott. Haben wir nicht bereits die Sorge, wenn wir jetzt mit den Kranken noch beten, liegt nicht auch bei unseren Geistlichen die Gefahr nahe, gerade diese Art der Seelsorge zu versäumen, merken wir nicht immer mehr, wie die Aerzte in der Beeinflussung durch Diakonissen für die Kranken allerlei Fragen befürchten, die sie von ihnen fern halten? Weil der Leib die Hauptsache ist, so ist auch die Täuschung über das Ende des Lebens ein wesentliches Stück der modernen Medizin. So kann es einmal sein, daß man uns nicht mehr braucht. Es kommen Arbeiterinnen mit größerem Geschick oder es kommen Arbeiterinnen, die ihren religiösen Standpunkt verdünnen können. Es kommen gefällige, dienstfertige, hilfsbereite, zu allen möglichen Zugeständnissen gewandte Pflegerinnen – und dann will man uns nicht mehr. Uns ziehen dann die Leute nach, die man auch nicht mehr will, und immer wieder sehe ich die Pflege der Gefährdeten und Verlassenen. Es wird ja auch eine Zeit kommen, wo diese Räume hier nicht mehr so von Menschen tönen wie es bisher der Fall war, wo man in der Rückständigkeit unserer Schulen den willkommenen Anlaß findet, seine Kinder von dem Einfluß des Evangeliums fern zu halten. Aber Kinder wird man allewege haben, Kinder und Arme. Wir wollen uns auf den Tag rüsten, da uns die Menschen nicht mehr wollen. Er aber spricht: Gehe an den Ort des Weinbergs, dort habe ich für dich noch eine große Arbeit. Es gilt, sich mit dem Gedanken vertraut zu machen, – wie man überhaupt weislich daran tut, sich mit bestimmten Gedankenreihen oft zu tragen, daß sie uns nicht übermannen, wenn sie kommen – mit dem Gedanken zu betrauen, daß wir aus der Arbeit des Marktes verdrängt, in einsamen Räumen unser Werk zu Ehren Christi treiben.

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 Vielleicht ist hier noch ein Wort von der Kinderpflege und Blödenpflege zu reden. Die Kinderschulen werden ja immer wieder, wenigstens auf lange hinaus, noch eine gar begünstigte Arbeit sein. Es ist ja an dem, daß je mehr unser Volk aushäufig wird, desto mehr die Kinderpflege und Kinderzucht darniederliegt, weil die einzelnen Mütter der Arbeit, harter Arbeit nachgehen müssen und nach der harten Arbeit sich oft in tollem