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ist der demütige Hinzeig auf den, in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis beschlossen sind. Und von dem aus lösen sich mir manche Fragen. Wenn du alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis dir aneignest und dein Wissen vertiefst, und deinen Wissensschatz bereicherst und ausweitest, dann schaue wohl zu, daß all der Glanz des Gesteins und all die schauernde Tiefe der Erkenntnis dich nicht von dem scheide, in dem so viel Reichtum und so viel Liebe ist. Dann denke wohl, daß du bei dem einen bewahrt bleibst, daß du seinen Namen fürchtest.

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 Aber nachdem ich von dem Ernst der Lehr-Diakonie gesprochen, darf ich doch auch einmal noch von dem Segen reden. Der Segen ist: Man kommt um das Alter. Unterrichtende Leute haben das Geheimnis, daß sie nie alt werden. Genötigt zu geben, veranlaßt, hinzuzeigen auf den Herrn aller Zukunft und aller Zeiten, merken sie gar nicht wie ihre Haare bleichen, wie ihre ganze Zeit enteilen muß, denn sie spüren den, der zu ihnen sagt: Meine Kraft soll in der Schwachheit sich vollenden. Lehrdiakonie strahlt auf das Haus, dem sie entnommen und erwachsen ist, die frohe Gewißheit zurück: „Ich bin wohl durch die Zeiten und durch die Ewigkeiten in meinem Geist gereist, wohin ich auch gekommen, nichts hat das Herz genommen als Golgatha, Gott sei gepreist.“ Gerade, weil jetzt dieser üble Wahn entsteht, daß Wissen und Glauben Gegensätze seien, sollen die Lehrdiakonissen ihren Mitschwestern zurufen: Alles, was mir Gewinn war, habe ich um Christi willen für Schaden erachtet und die frohe Gewißheit, in die Herzen der Mitschwestern hineinsenken: Je mehr ein Mensch lernt, desto mehr liebt er, und je mehr er liebt, desto liebenswerter wird ihm sein Herr. Ich meine, das sei die seelsorgerliche Bedeutung der Lehrdiakonie, daß sie dem ganzen Hause, aus dem sie erwachsen ist, zuruft, wie man am Saume Seines Gewandes schon die höchsten Probleme sehen kann und welche Geheimnisse erst bei dem vorhanden sind, dessen Gewand schon mit Anbetung erfüllt. Wenn ein Haus durch die Lehrdiakonie nicht reicher und reiner, reicher an allerlei Schätzen der Weisheit und der Erkenntnis, reiner von der Kleinmünzelei und dem armseligen Kärrnerbetrieb, des Tages wird, dann ist das Haus entweder nicht mehr fähig, die Diakonie zu tragen, oder die Lehrdiakonie hat ihr Salz eingebüßt. Was der selige Pfarrer Löhe dem Hause Gutes gegönnt hat, da, er aus der Not der Zeit und zum Trost der Zeit die Schule gründete, das wird erst an dem Tag, der alle verborgenen Fäden und ihren Einschlag, ihren Zusammenhang und ihre Zusammengehörigkeit aufzeigt, recht offenbar werden. Neuendettelsau, ich stehe nicht an, es zu behaupten,