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1. Stunde.
Lied 149, 1. 2. 4. Psalm 25, 1–8.


Gebet: O Herr Jesu Christe, der Du in Gnaden, weil Du die Armut der Deinen reichlich erfahren und erlitten hast, verheißen wolltest, daß, wo zwei oder drei in Deinem Namen versammelt, Du mit Deiner Weisheit, Kraft und Stärke bei ihnen weilest, verleihe uns allen die Gnade, daß wir in Deinem Wort unser Leben erkennen und aus Deinem Wort unser Leben fruchtbarlich bessern, bis wir dereinst mit allen Heiligen nach der Angst und Sorge des Lebens unser in Dir verklärtes Bild erschauen und bei Dir leben mögen in Ewigkeit. Amen.












 Es ist ganz gewiß das Allerbeste, was ein Mensch seiner Seele und der Arbeit, die seiner Seele befohlen ist, tun kann, wenn er aus der Welt mit ihrer tausendfältigen Unklarheit, mit ihren Anforderungen, die nicht erfüllt, mit ihren Verheißungen, die nicht eingelöst, mit ihren Sorgen, die nicht getröstet werden können, auf den ewigen Grund aller Dinge flüchtet und mitten im Sturm der Zeit und in der Angst des Lebens, in der Furcht des Kommenden und in der Reue des Vergangenen an den sich hält, der alle Tage und ihren Wandel überdauert, bis der letzte Tag das letzte Werk erschaut. Wir müßten gewiß mit Recht alle in der Irre gehen und wären um Trost gerade an diejenigen gewiesen, die nicht trösten können, nämlich an uns selbst und an unsre Umgebung, wenn wir nicht immer wieder wie Leute, die keinen andern Trost wissen und ohne alle Aussicht auf dem Meere hintreiben, zu dem einen Gestade Seines Wortes, zu der Kraft, die im Worte wirkt, unsre Zuflucht suchen und nehmen könnten und uns mit aller unsrer Kleinheit, Armut, Schuld und Not, mit den Sorgen, die in Seinem Weltplan so viel und doch so wenig, so wenig und doch so viel bedeuten, auf ihn uns zurückziehen dürften, um zu sagen: Hilf Du uns! Schließlich ist das ganze Christenleben, also auch das Leben im einzelnen Beruf der Christenheit, wie wirs treiben,