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getan hat, nicht ohne weiteres vergessen, und Grundsätze, für die man ein gut Teil seiner Lebenskraft eingesetzt hat, kann man nicht wechseln. Und weil man sie bewährt erfunden glaubt, legt man sie der kommenden Zeit bescheidentlich und bittend vor; es soll die Berufstreue doch ja eingeprägt werden. Unsere Diakonissenhäuser gehen an den Abwechselungen noch zugrunde. Es ist nicht gut, wenn ein Tag immer wieder etwas anderes bringt, als das, was Gott ihn bringen heißt. Es ist nicht gut, wenn der Mensch Abwechslung begehrt, statt daß er den eisernen Tritt der Pflicht schreitet. Man wird nicht müde dabei, man wird nicht alt darüber. Gott erhalte der blauen Schule den Ernst der Pflicht, der Berufstreue, sonst wird sie ein Haus, dem das Dach abgetragen ist, wo es hinein regnet und schneit und die Wetter hingehen, da wird auch das Unkraut bald an den Balken wachsen. Und wenn unsre Einzusegnenden ein Gelübde geben wollen, dem Berufe treu zu sein, so wäre das ein vernünftiger Gottesdienst. Diese Berufstreue nimmt ein Wort ins Auge: Eintönigkeit der Pflicht. Und das ist etwas von dem vielstimmigen Halleluja, das wir, so Gott will, Ihm bald opfern dürfen.

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 Die Eintönigkeit der Pflicht ist, dazu helfe uns Gott in Gnaden, die Wegfertigung der Arbeit, wie sie der Tag bringt und nimmt. Es lasse sich niemand verführen. Erst in letzter Zeit ist der Gedanke mir wieder so nahe getreten: Es möge doch unter uns nie eine andere Erholung gesucht werden als die, welche von der Tür der einen in die Tür der anderen Pflicht führt. Es gibt nur der Wechsel der Pflicht die rechte Erquickung. Es muß, wenn lutherischer Name nicht nur ein Schall sein soll, das äußere Gebot der Pflicht in der Nachfolge Jesu erfaßt werden. Je mehr wir uns heiligen, desto mehr werden wir. Man rufe mir nicht ins Gedächtnis, daß der Herr doch eine Hand voller Güter habe. Wir wissen das wohl, wir wissen aber auch, es gibt nur Weltbemächtigung auf dem Wege der Weltverleugnung und so oft habe ich es schon gesagt und sage es noch zum letzten: Von denen, die in unscheinbarem Wesen ihre Pflicht tun, wird die Zukunft des Hauses abhängig sein. Es wäre sehr schlimm, wenn diese 35 Probeschwestern lauter führende Geister würden. Aber noch weit schlimmer wäre es, wenn diese 35 einen anderen Weg der Heiligung suchten, als den des gehorsamen Schritt für Schritt und Jesu nach. Er helfe uns allen zur Treue, zu der Treue, welche in allem, was sie tut und sucht, in allem, was sie begehrt und zurückweist, nichts anderes als den guten gnädigen Gottes willen begehrt. Gott helfe uns zur Einsamkeit, daß wir [i]n Zweifelsfällen lieber schweigen als reden, daß wir die