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3. Stunde.
Lied 439, 7. 10. 12. Psalm 121.


Gebet: O Herr Jesu, der Du Deiner Gemeinde auf Erden die Gnade gegeben hast, daß sie in dem verordneten Beruf lebe, leide, streite und Deine Nachfolge bewahre, verleihe gnädig allen denen, die Dich suchen, daß sie Deiner zu aller Zeit gewiß und froh werden und in Dir ihres Lebens Kraft und das Ziel ihrer Arbeit erblicken, um Deiner Liebe und Erbarmung willen. Amen.









 Das Gefäß, in das wir unsre Treue zu legen verheißen und in dem wir den Dank zu erstatten versprachen, den wir für die dreifache Berufung, die uns von der Herrenlosigkeit erlöste, erstatten wollen, ist der Beruf. Ich habe mit Absicht den Unterschied zwischen irdischem und himmlischem Beruf nicht berührt, weil ihn der evangelische Christ nicht kennt. Was mich nicht in den Himmel fördert, ist nicht mein Beruf, und was mein Beruf ist, das muß mich in den Himmel fördern. Wo ich in meinem Erdenberuf irgend einen Aufenthalt finde, würde an mich das Wort des Herrn ergehen: „Aergert dich aber dein Auge, so reiße es aus.“ Besser, man sieht die Dinge einseitig und wird gerettet als man ist vielseitig und geht verloren. „Aergert dich die rechte Hand, so haue sie ab.“ Es ist besser tatenbeschränkt die Ewigkeit erreicht, als volltätig der Ewigkeit bei Gott verlustig gehen. Ewiger und irdischer, himmlischer und zeitlicher Beruf sind nach evangelischer Anschauung auf eine Richtung eingestellt, und darum spreche ich heute noch ganz kurz vom allgemeinen Christenberuf und von seinen Besonderungen.

 1. Der allgemeine Christenberuf. Er besteht in der Nachfolge Jesu Christi, in der einfachen schlichten Willigkeit, das Kreuz Ihm nachzutragen. Ueber das Kreuz Jesu sagt Luther: „Jesus hat das Kreuz unschuldigerweise erlitten und darum hat Sein Kreuz die Bedeutung der Nachfolge. So du um Missetat willen gestäupt wirst, das ist kein Kreuz, nur so man um der Gerechtigkeit willen leidet.“ Dieses Kreuz sollen wir auf uns