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nicht selbst Schritte tun. Wir können nicht neben Seinen Fußspuren einherwandeln. Es ist uns nicht gestattet, daß wir gar von dem Weg abgehen, den Er unter Dornen und Tränen gebrochen hat, sondern wir müssen unsern Fuß sachte und behende, ernstlich und treu in die Spuren setzen, die Er gegraben hat, und müssen darum bitten, daß wir Seine Spuren nicht verlieren. So schreiten wir ganz ernst und treulich hin; so gehen wir vor Ihm, als wäre es nicht anders je gewesen; treten vor Ihn hin und sprechen mit alten Versen: Jesu geh voran auf der Lebensbahn. Ob die Lebensbahn abseits am einsamen Pfade in der Niederung weitergeht, oder ob sie auf sogenannte Höhen führt – auf sogenannte – wenn man nur Seinen Fuß sieht, wenn man nur Seinen Fußspuren folgt. Es kann keiner dem andern etwas Besseres wünschen und Größeres raten als: Folge Jesu nach! Er hat nicht da und dort Spuren hinterlassen, nicht irgend etwas deutlicher markiert; Er hat die Welt mit Seinem Weg bezeichnet. Er geht nicht aus der Welt, sondern in die Welt und durch die Welt und darum, meine Schwestern, wollen wir das recht uns ins Herz fassen: Jesu nach und ihm ganz einfach versprechen, daß wir Ihn alles bestimmen lassen, ob der Sonnenbrand uns trifft – Du bist mein Schatten über meiner rechten Hand – oder ob wir durch Schatten gehen müssen: Du bist Sonne und Schild. Wir wollen Ihm versprechen und geloben, ob es durch Tiefen geht, auch die Ströme sollen mich nicht ersäufen, oder ob man durch Flammen den Weg sich bahnen muß, die Feuer sollen mich nicht anzünden. Es ist die wunderbar große – ich möchte sagen – Sorglosigkeit des Christen, der tief aufatmend und zugleich laut aufjauchzend spricht: „Ich will Dir folgen, wohin Du gehst“; es ist der Beruf eines Menschen, dem Jesus seine Sünde reichlich und täglich vergibt, daß er wahllos, weglos, ziellos, Gehorsam übt und spricht: „Wo Du hingehst, da will ich auch hingehen.“ Und dieses „wo Du hingehst“, hat sogar eine Verheißung in sich, die man nicht immer beachtet; du kannst ja auch einen falschen Weg mir zum rechten machen, und kannst auch aus einem nicht gebotenen Weg den Weg der Pflicht gestalten; mir aber hilf, daß ich Dir Nachfolge. Auf diese Weise erlebt man Jesum auf dem Weg der durch alles Ungestüm gehenden Nachfolge und diesen Weg wolle Er uns lehren und zu dem allgemeinen Christenberuf aus Gnaden den besonderen bescheren.

Lied 283, v. 6.


Gebet: Alles, was Dir Dein Vater gibt, das kommt zu Dir und wer zu Dir kommt, den willst Du nicht hinausstoßen.