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unsrer Verlegenheit, die nicht weiß, wo und wie sie Ihn allerwege ehren soll, und dieser Verlegenheit tut Er Abhilfe, indem Er das Wort in das Herz und die Kraft in die Seele und das Glück in unsern ganzen Tag hineinsenkt. Wir haben einen Beruf, zuerst den allgemeinen Christenberuf, den die hl. Taufe einem jeden Menschen vermittelt, und dann den besonderen Christenberuf, in dem dieser allgemeine immer wieder bewährt wird.

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 Zuerst rufen wir einander freudevoll zu: „Wir haben einen Beruf.“ Wer berufen ist und wer die Berufung erfuhr, der hat, damit das Gefäß nicht dem Dank und der Salbe nicht die Theke fehle, in der sie dargebracht wird, einen Beruf. Unser gemeinsamer Christenberuf ist einfach der: „Folge mir nach.“ „Denn dazu“, schreibt St. Petrus „seid ihr berufen.“ Wir wollen den gemeinsamen Christenberuf recht ins Herz fassen, damit der sonderliche in seiner ganzen Beleuchtung recht erscheint. Wir wollen den gemeinsamen Christenberuf ansehen, der lautet: „Folge mir nach!“ Ein einfaches Wort! Der Herr Jesus hat, als Er das Wort sagte, bloß ein einziges gebraucht in der Sprache, in der ers sagte, und dieses einzige Wort ist der Inbegriff aller Christenpflicht, ist zugleich das Gefäß, in dem die Christenpflicht geborgen, die Kraft, aus der heraus sie erfüllt und die Möglichkeit, innerhalb derer sie vollzogen wird. Folge mir nach! Man sieht leicht, daß der Herr hier nur eine Grundlinie zieht, das Wiesehr und das Wohin und das Wie geartet läßt Er ganz beiseite; Er gibt sich nicht mit Schilderungen ab, Er spricht jetzt nicht weiter von dem und von jenem, Er sagt ganz einfach: „Folge mir nach!“ Wir wollen es auch herzlich gerne tun, weil wir ja nur dafür dankbar sein dürfen, daß Seiner Berufung ein Beruf folgt, daß Er uns Gelegenheit gibt, Ihn zu preisen. Was hülfe es mich, wenn ich in eitel Dank und Anbetung mich erschöpfte und mein Atem zerränne in einem nutzlosen Lob, und wie wäre es dem Herrn gefällig, wenn die Salbe auf der Erde verstreut würde und verduftete und Sein Fuß die Blüten unsres Lebens welk von hinnen wegstoßen würde? Was würde es mir fruchten? Ich wüßte nicht, ob der Dank Ihm gefiele und ob die Blüte, die Sein Fuß achtlos wegstreift, Sein Auge auch nur eine Minute ergötzt hätte, und darum gibt er mir den Beruf, daß ich frei von allen Redensarten und aller erträumten Begeisterung und allen Vorsätzen, denen die Kraft und das Mark gebrechen, einfach einen Weg gehe, den er jedem ganz deutlich zeigt, der auf Ihn sein Vertrauen setzt, und der Weg heißt Beruf der Nachfolge. Damit ist freilich einerseits eine große Enge gezogen, die wir nicht vergessen wollen. Wir dürfen