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für dieses passe, haben sie das Eselstier genommen und ohne zu klagen, daß sie ihrer Habe beraubt würden, gaben sie ihre Kleider dran und setzten Ihn darauf. Denn über ihren Häuptern leuchtete der Glanz des Prophetenwortes und ließ sie die Gegenwart und ihre Armut vergessen und hinaus in eine weite lichte Zukunft blicken: „Siehe dein König kommt zu dir sanftmütig.“ Er kommt mit Absicht so arm, damit Er durch Seine Armut uns reich mache. Wie groß muß die Freude sein, in die ein göttliches „Siehe“ fällt, eine Stimme und ein Evangelium des Friedens. Denke nicht an die Armut des Königs noch an die deine, frage nicht, warum das alles so geschieht, sondern siehe, richte deine Augen im Glauben auf den König, dessen Majestät die Treue und dessen Herrlichkeit die Liebe ist. Er konnte in Majestät kommen, wie er es einst am Ende der Tage in großer Kraft und Herrlichkeit tun wird. Er könnte alles mit seiner Gewalt bezwingen. Aber wie er von einem armen Weib geboren und in eine geringe Krippe gelegt wurde, so kommt der König jetzt noch, arm und niedrig, aber „dein König“. Würde dir seine Hoheit nützen, wenn er nicht dein König wäre, mit dem Herzen der Liebe und der Hand voll Treue? Und was sollte dir Seine Armut verkürzen und rauben, da er doch dein König ist? Denn in diesem einen Wörtlein liegt der herrliche und selige Reichtum der Jesusliebe und dein Dank dafür. Er spricht zu deiner Seele: Ich bin dein, und sie darf antworten: du bist mein. Er ist der König, der deine Sorge kennt und wendet, der Heilige, der dein Heiland ist, der Freund kommt sanftmütig, geduldig und von großer Güte. Er kommt zu dir, damit du zu ihm kommen mögest, er naht sich dir, damit du nicht allein seiest.

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 Du evangelische Gemeinde freue dich und du evangelische Kirche jauchze! Deine Armut und Unansehnlichkeit hast du von Ihm geerbt, der sich derer am meisten annimmt, die sich seiner nicht schämen. O Geliebte, es ist doch wie Frühlingsglück und Sonnenglanz, daß unser König noch zu uns kommt. Denkt euch, es würde weder Weihnacht noch Ostern, keinen Sonntag, kein Abendläuten mehr geben, der König ist und bleibt tot, denkt

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Hermann von Bezzel: Dienet! Werbet! Betet!. Ernst Stoer’s Buchhandlung, Schweinfurt ca. 1917, Seite 7. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Dienet_Werbet_Betet.pdf/7&oldid=- (Version vom 1.8.2018)