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gebrochen und die kluge Rücksicht auf die Gesetze des heiligen Römischen Reichs zusammengefügt haben“. – Natürlich ist es dann Ehrenpflicht der rechten und wahren Lutheraner, diesen Notbau durch einen herrlichen, festgefügten zu ersetzen. Freilich darf solch ein Bau das Kreuz nimmer krönen; man macht eben „ein neues Dogma“ gemütlich auf der Studierstube, so wie man sich’s denkt; dieses Machwerk wird dann gemütlich oder auch ungemütlich durchgesprochen, und dann ist alles gut; der Bau der Zukunftskirche, deren Eckstein Ritschl ist, ist fertig. – Noch einfacher ist es, mit dem ersten Geistlichen einer kleinen lutherischen Landkirche (O. Dreyer in Meiningen) „undogmatisches“ Christentum als echt lutherisch anzupreisen, ein Christentum also ohne Bekenntnis, von fataler Ähnlichkeit mit dem bekannten Lichtenbergschen „Messer ohne Klinge, an dem das Heft fehlt“. – Die Rücksicht auf die Leser und Leserinnen des Blattes verbietet, den Ton wiederzugeben, den der Bonner Meister bei den großen Geheimnissen des christlichen Glaubens anschlägt: Wem Christus nur ein Lebensideal ist, der den Geist von Vorurteilen befreit und lichte, leichte, frohe Gedanken ihm vermittelt, der kennt Christus nicht. Und wer Luthers Lebensideal in der Weltbeherrschung, in der freien Lebensführung, in dem „munteren Bewegen aller Kräfte sieht“, der lasse die Hand von ihm! –

 Ritschl, Bender, Harnack: diese drei also ziehen gegen das Glaubensbekenntnis zu Felde; man läßt das Apostolikum nur noch so lange gelten, bis das neue Dogma „fertig“ ist, an dem in den theologischen Schmieden alles arbeitet. –

 Was sollen wir hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? (Röm. 8, 31 ff.) Zwar vermessen wir uns nicht, am wenigsten ich, da mitzureden, wo die Wissenschaft das letzte Wort zu sprechen hat: