Seite:Hermann von Bezzel - Die Herrlichkeit des apostolischen Glaubensbekenntnisses.pdf/28

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Neben dem Heliand ist noch der Krist des Ottfriet (Otfried) von Weißenburg (i. Elsaß) zu nennen. Sein Buch (ein Leben Jesu) zerfällt in fünf Abteilungen, damit alle fünf Sinne etwas hätten; den heidnischen Gesängen will er in fränkischer Zunge den Preis Jesu entgegenstellen. Thaz wir Kriste sungun in unser zungun! Im 3. Gesang erzählt er die Stammtafeln des Herrn: altmâga, seine Ahnen. Dann geht er ganz nach der Ordnung der heiligen Berichte: das Kommen des Engels Gabriel, des Zacharias Lobgesang, die Schätzung unter Kaiser Augustus, der er, wie öfter, geistliche (mystice) Deutung gibt. Schenke uns der Herr, wenn man einst alle Welt zählen wird, thaz nûir sîn al gilîche gibriafte in himilriche, daß wir allzugleich „gebrieft“ (eingeschrieben) sind ins Himmelreich! Wie jubelt er: si (Maria) bar uns thuruhnathin den vollkommenen himilisgon (himmlischen) druhtin! Nicht immer angenehm berührt die geistliche Deutung, welche den Wortbestand verkürzt.

.

 Doch das klingt auch aus dem „Krist“ immer wieder hindurch: Auf den Schrei, der dem geängsteten Herzen der Menschheit in der Geschichte sich entrungen, antwortet mit einem „seligen Rufe“ das Wort (das Fleisch ward) in lebendiger Offenbarung Gott vom Himmel. Dem voll und kräftig zeugenden, im „Heliand“ sich findenden Sachsenvolk steht der einzelne Dichter gegenüber; nirgend möchte das deutlicher hervortreten als bei der Schilderung der letzten Umstände im Leben des Herrn. Im Heliand heißt es: der Feinde Volksschar, das Grimmvolk der Juden, hatte Jesus in Gethsemane umringt; der erlauchte Drost (mari drothin) wartet der Bestimmung. Ihm geht der gramherzige, treulose Judas entgegen; der Verräter verneigt sich vor dem Gotteskinde mit dem Haupte (Hneg mid is hobdu); dann nehmen sie „ganz rühmig“ den heiligen Christ in Gliederbanden. So ging das Kind