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Krieg, da Tod und Leben rungen; das Leben, der behielt den Sieg, es hat den Tod verschlungen.“ Nur der erlebt Ostern, der dem Osterfürsten dient. Es ist so groß von Jesus, daß er sich noch dienen läßt, der da mehr denn zwölf Legionen Engel schon und selbst in seiner Leidenszeit um sich wußte. Es ist so rührend von ihm, daß er sich an deine und meine Armut binden will, er, dem alle Chöre der Erhöhten zu Diensten stehen. Aber weil er in die Persönlichkeit eines Mannes selbstwillig eingegangen ist und so die Person als höchstes Lebensgeheimnis erhoben hat, will Er, daß unser ganzes Leben ein Dienst sei. Nicht Ihre Lebensanschauungen, nicht Ihre Lebenswirkungen, sondern Ihre Lebenspersönlichkeit will er. Also dient man dem Herrn mit Freuden: „Was ich jetzt lebe, das lebe nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“

 Und das Letzte. Von Maria wird gesagt, daß sie die Salbe nahm und zu Jesu Füßen ergoß. Was können wir Jesu Größeres geben, als daß wir uns in die jetzt noch bestehende Niedrigkeit des Herrn einbeziehen lassen und soweit dies Evangelium in der ganzen Welt gepredigt wird, zu seinem Gedächtnis etwas tun? Und wenn’s nur der Kampf gegen eine Lieblingssünde wäre und die Opferung einer Lieblingsgewohnheit bedeutete und die Hingabe eines Lieblingsgedankens bewirkte, nur einer oder der andere herzukäme und sagte: Aus meinem Leben ist mir nicht viel übrig geblieben, aber was mir übrig blieb, das will ich hier bringen, es wäre nicht umsonst. Nicht mit den Taten, die die Geschichte verzeichnet noch mit den Heroismen, welche die Chroniken melden, will er geehrt sein, sondern mit dem Gehorsam, der den Becher kalten Wassers zu reichen sich nicht weigert und der ins Elend sich schickt, um das Elend zu verklären und zu tilgen. Der erlebt Ostern und der bekommt den Anblick des aus aller Todesangst zum Leben leibhaft und wahrhaft Erhöhten, der das Geheimnis seines Lebens im Dienst sucht.

 Lassen Sie mich schließen.

 Jesu Auferstehung war mit innerer Notwendigkeit vorbereitet, ein Werk des Vaters um des Sohnes willen, ein Werk des Sohnes um des Vaters willen, ein Werk der beiden durch den Geist um unsertwillen. Jesu Auferstehung hat eine prophetische und historische Bedeutung; denn die Verklärung des Mikrokosmos Jesu geht auf die Weissagung hinaus. Ebenso wird der ganze Kosmos dem Tode entnommen werden, auch meine, das Sterbegesicht tragende Leiblichkeit. Ostern und die Ostertatsache ist eine große Weissagung, so daß die alte Kirche immer wieder bei den Worten: „Er ist auferstanden“ antwortet: „Und ich werde auch auferstehen.“ Wir sehen den Leib mit immer größerer Ehrfurcht als eine Wohnstätte des lebenspendenden

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Hermann von Bezzel: Der erhöhte Herr. Furche, Berlin 1914, Seite 9. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Der_erh%C3%B6hte_Herr.pdf/9&oldid=- (Version vom 5.7.2016)