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von ihren Vätern wissen, wie der durch die Geschichte mitfolgende Fels erquickliche Kraft in reicher Fülle gespendet hat. Vom Aufgang der Sonne bis zu ihrem Niedergang ist der Name dessen gepriesen, der den Seinen heiligen Mut, guten Rat und rechte Werke schenkt. Ihn in seinem Wort zu erfassen und ihm da zu begegnen, wo er sich vorerst hat finden lassen und grundsätzlich, zielsetzlich finden läßt, das ist das Verlangen unserer Theologie, die eben deshalb Schrifttheologie sein will und muß. – Aber ist nicht durch gewisse, an sich unscheinbare Anschauungen, denen man sich anschließt, um den Ruf der Wissenschaftlichkeit zu wahren, ein leises Mißtrauen gegen dieses Gotteswort eingeschlichen, das in bangen Stunden sich hervorwagt? Sollte Gott gesagt haben? Anfänglich waren wir freudig überzeugt, daß Schrift und Bekenntnis übereinstimmen, dieses ihr antworte, sicut alauda tempori verno – dann gingen wir langsam zurück: Bekenntnisse seien nur verbindlich quatenus. Es war nur eine kleine Sorge, daß doch die Väter in Wittenberg und Genf zuviel in die Schrift hinein – zu wenig aus ihr herausgelesen hätten, man sprach von der zeitlichen Beschränktheit, wohl gar von der noch nicht völlig überwundenen Abhängigkeit der Bekenntnisse und ihrer Anschauung von denen des Mittelalters. Dann lehnte man sich umsomehr an das urkundliche Schriftzeugnis, als welches Christum vordeute, bezeuge, erweise, und wußte sich in dem Schriftganzen, von dem alle Heilsrealitäten als solche dargeboten werden, geborgen. In dem Gehorsam, der nie voraussetzungslos sein kann, überwand unser Denken Zweifel und Sorge: die Schrift ist Gottes Wort. War es nun eine große Umbiegung dieser Erkenntnis, wenn wir uns späterhin damit begnügten, die Schrift enthalte Gottes Wort, und schließlich die spezifische

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Hermann von Bezzel: Der Kampf mit den Kleinheiten. Verlag der Wuppertaler Traktat-Gesellschaft, Barmen 1917, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Hermann_von_Bezzel_-_Der_Kampf_mit_den_Kleinheiten_(2._Auflage).pdf/13&oldid=- (Version vom 10.11.2016)