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Nicht genügt es, im allgemeinen die Schrift zu glauben, sondern den Schriftsinn, den die lutherische Kirche in ihren Bekenntnissen durch des Hl. Geistes Eingabe als den richtigen dargelegt hat, gilt es festzuhalten. Sonst kommen wir ja auf jene sehr gut gemeinte und auch fromme lutherische Christen sehr bestechende Anschauung, daß der Bibelglaube allein rette. Es gibt zu denken, daß in dem Ansbacher Kreise viele zu der „Gesellschaft für innere Missions i. S. d. l. K.“ gehörigen Glieder in das „Gemeinschaftslager“ übergegangen sind. Diese Gemeinschaftsleute betonen ausschließlich die Bibel; aber die subjektivistische Frömmigkeit allein tuts nicht, sie muß am Bekenntnis erstarken, in den Ordnungen leben. Es ist dies die zweite Gefahr, die in unsern Tagen der Diakonie droht, daß man Bekenntnis und Bibelwort einfach konfundiert. Jene Gemeinschaftsleute machen gar kein Hehl daraus, daß sie mit Reformierten und Unierten zum heiligen Abendmahl gehen können. Es ist das eine liebenswürdige, rührende Naivität, aber Mannheit in Christo nimmer. Da muß wohl geachtet werden, daß nicht auf diesem Wege die Sekten Kindesrecht in der Kirche erschleichen wollen, die – ihrer Wahrheit Freude – nie Sekten hervorgebracht hat. Bibelwort und Bekenntnis ist nach dieser Hinsicht sehr scharf auseinander zu halten. Wozu haben wir den Katechismus für unsere Jugend? Wozu stellen wir sie erst auf den Grund des apostolischen Bekenntnisses, ehe wir sie einführen in die hl. Schrift? Nun aber sieht man das Bekenntnis nicht als das primäre an, wenn nur einer „in der Bibel“ lebt. Welche Geister aber in der Bibel leben können, das lehrt uns die Kirchengeschichte in nur zu deutlicher Weise.

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 Unser Herr schenke Ihnen jetzt und allezeit offene Augen des Verständnisses für die Bewegungen der Zeit und die innige Vertrautheit mit den Bekenntnissen der Kirche, besonders mit dem Katechismus und der Augsburgischen Konfession, in denen man heimisch werden