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zur wahren Gottessohnschaft Jesu Christi gewachsen.“ Es gibt uns nun viel zu denken, das jene Bewegung, die man Ritschlianismus nennt, jetzt mit ihrer ganzen Kraft auf das Gebiet der inneren Mission sich wirft. Und das sind diese Männer, welche aus dem Schild des Glaubens, den wir den dämonischen Versuchungen gegenüber hinzuhalten haben, den Edelstein herausbrechen: „Jesus Christus, mein Herr und mein Gott“; die auch in treuem Meinen und bei persönlicher Frömmigkeit doch der Kirche den Glauben zu ihrem einigen Herrn nehmen, „Die christliche Welt,“ das Hauptorgan dieser Bewegung, spricht in längeren Reihen von Artikeln über die Diakonissensache: Kennt sie auch Den, dem man dienen soll? Es gibt keine christliche Welt, so wenig es einen christlichen Staat gibt. Von dieser Bewegung droht die größte Gefahr. Die Diakonie unserer Kirche ist paralell – zeitlich und innerlich genommen – mit der inneren Mission entstanden, infolgedessen kann von äußerer und innerer Abhängigkeit keine Rede sein. Die innere Mission dient der Diakonie und diese ihr, nicht in Abhängigkeit, sondern in freier Wechselwirkung, auf einem Grunde! Wir brauchen nicht erst an solche geradezu zu verurteilende Ausschreitungen zu denken, wie sie jetzt zur „Ehre Gottes“ getrieben werden, da sie ja nicht der inneren Mission direkt vorgerückt werden können. Wenn Juden und Judengenossen am Bau einer christlichen Kirche mitwirken werden, dann haben wir kein Recht, für die Austreibung der Jesuiten zu reden, dann sind wir selbst Jesuiten, bei denen der Zweck auch das verwerflichste und verwirrendste Mittel heiligt. Wahrlich! Lieber in einem Stalle die reine Lehre verkündigen, als in einer mit Sündengeld gebauten Kirche; es kommt doch nicht auf den Ort an. Die Apostel haben auch keine Dome gehabt. In der ärmlichen Dorfkirche von Neuendettelsau aber hat ein Mann gepredigt, von dem † Kahnis sagt: „Er konnte reden, wie es nur wenige vermocht haben.“ (Der innere Gang des deutschen Protestantismus S. 231.)