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Entweder sie hält fest an dem Amt der Lehre als dankbare Dienerin, oder sie wird freizügig und fällt dahin, weil ihr der Kern ihres Wesens und die Krone ihres Hauptes genommen ist, und wird feil und käuflich allen Bewegungen des Tages, ja die gefreite Dienerin Jesu Christi wird Kaufobjekt auf dem Markte des Lebens, wenn sie sich loslöst von dem Amt der Lehre. Diese Gefahr zu erkennen, müssen wir uns immer und immer wieder mühen. Man denke jetzt nicht an den manchfachen törichten Weihrauch, den die Welt verschwenderisch bietet. Allmählich werden die Wolken des Weihrauchs so dicht und so stark, daß auch blöde Augen merken, was man bezwecken will. Es ist hier wie mit dem Kains-Opfer, dessen Rauch nicht zur Höhe wollte, sondern auf den Niederungen der Erde sich bewegte. Jener Dank, den die Welt gibt, ist kein Dank, der emporsteigt. Andere Gefahren drohen von christlichen Kreisen, die mit den beiden Schlagwörtern „innere Mission“ und „inneres Leben,“ (der Sekten- und Gemeinschaftsleute) bezeichnet werden können. Die innere Mission hat durch ihren Gründer, den unvergeßlichen Wichern, den Fehler begangen, die Kirche ersetzen zu wollen. Weil der Kirchenbegriff abhanden gekommen, darum wird die innere Mission als der Rettungsport für die auf dem Meere der Welt umhergeworfene Christenheit angesehen. Aber wir haben nur einen Rettungsport: Das ist der Fels der Kirche, Jesus Christus. Die innere Mission sei hochgepriesen, sofern sie auf dem gleichen Grunde ruht, wie die Diakonie. Wenn sie aber auf anderem Grunde stehen will, wenn sie dann die Substruktion, den Unterbau für die Diakonie bilden will, dann hört die rechte Diakonie auf. Es steht ganz gewiß fest, alles Herrliche und Hohe und Heilige, das die Geschichte der Kirche darbietet, ist auf dem Boden eines entschiedenen freudigen Glaubens an die wahre Gottheit Jesu Christi erwachsen. Das hat vor 40 Jahren schon der treue Hengstenberg gesagt: „Alles Große und Herrliche, was die Kirche, insonderheit meine Kirche aufzuweisen hat, ist auf dem entschiedenen Bekenntnis