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so ist das kein gutes Werk. Das erste gute Werk ist Gehorsam, der besser ist als Opfer. Unsere Kirche verlangt Gehorsam, zuerst dem Herrn gegenüber und dann den von Ihm geordneten Organen. Die geheiligte Persönlichkeit des Herrn hat Sich immer wieder im Gehorsam geübt und in Seinem Herrschen hat Er gehorcht. „Ich bin unter euch, wie ein Diener.“ Die geheiligte Subjektivität soll ja nie eigene Wege gehen, sie wird alsbald unheilig, schrankenlos, wenn sie die Formen, in denen sie dem Herrn ihren Dank ausströmen soll, selbstwillig verläßt. Es gilt sich in die gegebene Form voll zu fügen, und nicht das und jenes zu mäkeln, sofern die Form göttlichen Geistes ist. „Wahre die Ordnung, und die Ordnung wird dich retten.“ (Augustin?). So wahr der einzelne Christ sehen muß, daß diese Form ihm vom Herrn zugewiesen ist, um Ihm zu danken und dienen zu können, so gewiß muß er die Form um des Formers willen wahren, und die Form wird ihn selbst bewahren. Ordnung hat der Herr geboten, der ein Gott ist auch der Ordnung. Schrankenlose Willkür ist das eine Extrem. Die Form festhalten um der Form willen das andere. Hinausgehen über die Form ist die Art der Reformierten, Wahrung der Form in ihrer Erstarrung ist die Gefahr der römischen Kirche. Unsere Kirche ist die Kirche der rechten Mitte, sie lehrt uns die Form wahren um des Herrn willen. Ich ehre, achte und liebe die Form, und gebe meine geheiligte und erlöste Persönlichkeit an die Form hin. Wenn ich überzeugt bin, daß mein Herr mich in dieser Art arbeiten heißt, so werde ich mir die Freiheit des Christenmenschen zur Kritik wahren; aber es ist ehrfürchtige Kritik, die immer von der Form hinsieht auf Den, der sie gemacht hat und alle Formen anpaßt dem ewigen Ordner Christo Jesu. Was aber ewige Ordnung ist, das bleibt und wird von uns gewahrt. In diesem Geheimnis der Verbindung von Objektivität und Subjektivität hat unsre Kirche die Zucht der Diakonie. Die Gnade der Diakonie steht auf der reinen Lehre und auf dem