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Kirche und wie hat immer der gesunde Sinn der Kirche sich dagegen gesträubt, daß dieselben Werke irgend welchen verdienstlichen Charakter an sich tragen. Werke sind da, wo Glaube ist. Zum Dank für genossene Treue und Liebe tut der evangelisch-lutherische Christ Seinem Herrn alles zu lieb. Wenn man daran festhält, so wird man immer des inne werden, wie alles und jedes bei uns freiwillig kommen muß. Wie betont die Konkordienformel immer und immer wieder die freie Opferung, die freie Hingabe. „Dann ist der Christ am größten, wenn er nicht weiß, was er seinem Herrn tut.“ „O Herr“, sagt ein Mann unserer Kirche, „wenn Dir es gefällt, so solls mir auch gefallen, aber ehe es mir gefällt, solls doch immer Dir belieben. Ich kann nicht viel geben, wenns aber Dir gefällt, dann soll es mir auch recht sein. Es verlangt mich nicht, daß ich Freude an meinen guten Werken habe, aber daß Du Freude an mir hast.“ In dieser vollkommenen natürlichen Art liegt die eigentliche Wirksamkeit des lutherischen Christen. Es ist das so ernst, daß alle reformatorischen Schriften auf den guten Schatz des Herzens hinweisen, die Bekehrung des Christen, die Sinnesänderung, die vollkommen erfahrene persönliche Gnade voraussetzen und dann der Dank. In welche Formen dann der Dank sich gießt, das schreibt der Herr vor; daß nur Dank geopfert werde, darauf kommt unsere Kirche immer wieder zu sprechen. Darum stellt sie wenig Lehrsätze über die guten Werke auf. Unter den Artikeln der Augsburgischen Konfession sind nur drei, die sich über die guten Werke aussprechen. Im übrigen gehen unsere Dogmatiker mit großer Ruhe darüber hinweg, weil sie die guten Werke als etwas selbstverständliches ansehen. Das Beste entzieht sich auch hier im letzten Grund dogmatischer Behandlung: Es ist das Geheimnis des Dankes, welchen die einzelne Seele ihrem Herrn opfert. Je mehr nun diese guten Werke als einfache Dankesbetätigung erstattet und aufgefaßt werden, desto größer werden sie. Das Wort ist so tief: Dann ist Liebe am größten, wenn sie nicht weiß, wie groß Liebe ist.