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„Weitergehen“ war er abgestorben – sondern der durch manche schwere und ernste Erfahrung, auch Enttäuschung hindurchgegangene, der Mann, welcher um die Lehre seines Herrn sich schier zu Tode geeifert hatte. Hinter ihm lagen die Stürme der vierziger Jahre. Er hatte in ihnen und durch sie manches gelernt: die Gegenwart mit vielfacher Armut hieß ihn zurückgehen in die Rüstkammer, welche eine große Vergangenheit mit herrlichen Waffen aus Gottes Wort geziert und gerüstet hat. Als Programm aber des gesamten Wirkens des teuern Gottesmannes dürfen wir die im Traktate „Von dem göttlichen Worte, als dem Lichte, das zum Frieden führt“ (1835) niedergelegten Grundsätze erachten. Welchen Ernst wendet er gegen den modernen Methodismus auf, der „glaubt, daß er seinen Heiland gefunden habe, aber ach! vorübergehend, – deshalb Gemeindlein in der Gemeine, mancherlei Regeln, allerlei Anstalten wohlgemeinter Art, aber kurze Augenblicksdauer. Die Gemeinschaft der Brüder ist nicht der Himmel auf Erden, – denen, die auf Flügeln zu Gottes Thron enteilen wollen, däucht in der Wüste Gottes Manna lose Speise.“ So geißelt er den Weg des Gefühls und der Werke, der zu einem nachteiligen Mystizismus führen muß. Wie warnt er vor den Sentimentalitäten mit Anstalten und Vereinen! Mit hohem Recht nennt er den Glauben im Gegenstreit zu dem Gefühle, den Glauben, der sich stützen müsse auf die unveränderlichen Verheißungen des Wortes Gottes, diese Sicherheits- und Freiheitsbriefe erlöster Seelen! Trauet dem Worte, werdet an ihm nicht irre, so gebt Ihr den Seelen einen Punkt der Ruhe außerhalb der Welt. Dieser Traktat, der, den Meister in der Seelenführung im 27jährigen Manne vordeutend, in so einfach großartiger Weise unsere Heilsgewißheit von den trügerisch wechselnden Gefühlen unabhängig gemacht und allein auf ewige Gottesworte fußen heißt, ist es nicht eine recht lutherische Tat? Wort und Treue gegen das Wort – Grundbedingungen alles Hoffens und Wirkens. Dazu die sehnliche Begier nach einer „apostolischen Brüderkirche“, wie