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solcher heiligen Begierde aber war durch die Zeit noch gehemmt. Naivität des Kindes in der Person des geistlichen Vaters, bei aller männlichen festen Haltung, bei jenem kühnen Trotz, mit dem Luther „in den Himmel hinaufreichte und Gottes Gnade herabhandelte, die Hölle stürmte und Christum predigte“, das Warten des Kindes auf die Stunde des Vaters! Weil man auf ewigem Grunde sich weiß, kann man warten, und wohl dem Menschen, der warten kann, er hat in der Schule seines Herrn gelernt, dessen Geduld mit unsrer Schwachheit unsre Seligkeit ist, welcher nicht eilt mit uns, sondern jeden Morgen mit neuen Gnaden sich unser annimmt, daß wir an Ihn uns gewöhnen. Wie sind die Jünger erstmalig hinausgeeilt in ihr Arbeitsfeld, wie jauchzen sie bei der Heimkehr: „Es sind uns auch die Geister untertan!“ (Luk. 10, 17) und wie kühl steht der Herr dieser frommen Begeisterung Seiner Jünger gegenüber: „Darinnen freuet euch nicht, daß euch die Geister untertan sind; freuet euch aber, daß eure Namen im Himmel geschrieben sind.“ Seine Jünger haben Ihm ihre Erstlingserfolge zu Füßen legen wollen, haben sich gefreut, den Herrn mit der Kunde zu überraschen, daß sich ihnen alle Türen aufgetan, aber zu großen Taten sind erst die tief gegründeten befähigt. Es müssen die Jünger ungemein schwer begriffen, langsam gelernt haben, daß unser Herr kein Herr der Erfolge ist. Er kann warten mit uns, und heißt uns warten mit Ihm. Zweihundert Jahre, so sahen wir, vergingen, bis die äußere Mission in Angriff genommen wurde. Als man in der Lehre fest und gewiß war, da ist man hinausgegangen, nur Männer in Christo haben die Lehre hinausgetragen. Schwankende, Unklare können und sollen nicht hinausgehen, zu missionieren. Und man sieht es an dem protestantischen Missionsverein, wie gering die Erfolge ohne Bekenntnistreue. Alles Missionieren auch der Sekten hat etwas Sprunghaftes, Tastendes, lauter Versuchsstationen geistlicher Art: Subjektivismus und Suchen aller Orten. Das Missionieren unserer Kirche bei aller