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sich unterwerfen kann!“ Wenn nur die Innerlichkeit recht ist, dann mögen Klöster, Nonnen, alles bleiben. Das ist eben wieder der ökumenische oder richtiger: konservative Zug seines Wesens. Was ist unser Gottesdienst in der großartigen Schöne anders, als die vom lästigen Beiwerk und Unwahrem gereinigte römische Messe? (cf. Löhes Vorrede zu seiner Agende!) Das Alte reinigen und bewahren hat er verstanden: diese Treue hat ihn bewahrt vor grobem Zufahren und viel zu raschem Wesen der Reformierten. So sei es bei allen unsern Werken: man sehe sie darauf an, ob sie Christum meinen. Wenn ja, so mögen sie bestehen. Luther erzählt z. B. wie er in Ravenna adelige Frauen habe Diakonissendienste tun sehen: „Die verdienen Sein Lob, vorausgesetzt, daß sie es um des Herrn Christus willen tun!“ Er warnt aber, daß man nur nicht auf das Aeußere zuviel gibt, während „der arme Christus vor deiner Türe liegt!“ Er hat eben alles mehr an sich kommen lassen, das Bestehende einfach mit herüber genommen, sofern Gottes Wort nicht dawider war, hat alles geprüft und das Beste behalten. Man mag ihn und seine Getreuen katholisierend nennen, es wird wenig schaden – katholisierende Züge liegen wahrlich weit tiefer als man gewöhnlich annimmt: in der Unfreiheit, die heilige Schrift sich anzueignen, am meisten. Weil er eine in Christo so fest gewurzelte Persönlichkeit war, darum hat er alle Erscheinungen an sich herankommen lassen, sie an dem untrüglichsten aller Maßstäbe, dem ewigen Gotteswort gemessen, alles, was Christo konform war, gelassen, alles andere weggetan. Stürme zogen herauf, ein Jahr nach seinem Tode sind die Fehden des schmalkaldischen Bundes ausgebrochen: so war die Zeit nicht zu Neuem angetan.

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 Dieser Zug des Wartens, den man geradezu einen charismatischen, weil der Erbauung dienenden, nennen kann, zeugt von dem unbedingtesten Vertrauen zu dem Herrn, der Seine Kirche leitet und zu Seiner Reichsstunde, und hat sich der gesamten lutherischen Kirche