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Kirche nie selbständig neben die große Aufgabe, das Wort zu bewahren, stellen, sondern sie sind in ihr nur insofern existent, als sie sich ganz der Gesamtaufgabe, die Reinheit des Wortes fest zu halten, einordnen. Es ist ja der größte Vorzug des Christenlebens, alles einheitlich zu fassen, und wie wir eine Sünde, eine Schuld haben und alle Sünde nur unter diesem einen Gesichtspunkte ansehen, daß wir an Ihm allein sündigen und Ihm Herzeleid bereiten konnten, der uns so treulich geliebt, so haben wir auch nur den Ruhm Einer Gnade zu verkündigen, die da steht in unverminderter Frische und ungeschmälerter Kraft von Ewigkeit zu Ewigkeit. Diese Aufgabe, das Herz des Menschen auf eins zu konzentrieren, diese Pflicht, unser zeitliches Leben mit einem großen Gedanken zu erfüllen, davon es wirklich zehren und leben könnte, hat die Kirche Luthers erfüllt, und in keiner Kirche hat sich deshalb so die Persönlichkeit ihres geistlichen Vaters ausgelebt und dargelebt, es ist auch keine Kirche, die so persönlich wäre bei allem Aufsehen auf Jesum den Anfänger und Vollender des Glaubens, als unsere Kirche; aber eben, weil sie aufsieht zu Jesu, kann sie auch Seine Knechte ehren. Denn sie sieht nicht auf Persönlichkeiten als solche hin, sondern auf Persönlichkeiten, die von Jesu Christo erfaßt, durch den Hl. Geist erleuchtet und durchglüht sind. Es ist in unserer Kirche allgemeine großartige Hingabe an Persönlichkeiten, sofern in ihnen Jesus Christus Gestalt gewonnen hat. Das dürfen wir nicht vergessen, daß hier eine Berührung mit der andern Reformationskirche liegt, und doch nur eine teilweise. Bedeutsam ist es, daß Luther, der der Gotteswelt ihr holdes Recht zugestand, weltflüchtig war und dieser Kirche so arm sie sich seinen Augen zeigte, abfühlte, wie reich sie in Ihm sein und bleiben dürfe.

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 Es ist überhaupt in der Persönlichkeit dieses Mannes bei aller Einheit eine solche Mannigfaltigkeit, daß bei bösem Willen aus seinen Schriften eine ungeheure Menge von Gegensätzen sich herausfinden läßt, während der gute