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Die Vergebung ist Gottes (These 11). Die Operation, das Gewissen abzuschneiden als einen Absenker vom Worte Gottes, ist geschehen, während keine Macht in der Kirche war (Th. 12 u. 14). Hört das Gewissen auf zu lesen und fängt an selbst zu schreiben, so fällt das so verschieden aus, wie die Handschriften der Menschen (Th. 17). Der Begriff von göttlichen Strafen verschwindet ganz (Th. 18). Die Vergebung der Sünde kostete doch Geld im 16. Jahrhundert; im 19. Jahrhundert hat man sie ganz umsonst, denn man bedient sich selbst damit (Th. 21). In neuerer Zeit hat man den Teufel totgegeschlagen und die Hölle zugedämmt (Th. 24). Ein Irrtum in der Tugendlehre erzeugt Irrtum in der Glaubenslehre; wer die ganze Tugendlehre auf den Kopf stellt, der stellt auch die Glaubenslehre auf den Kopf (Th. 25). Nach dem alten Glauben hat Gott den Menschen erschaffen; nach dem neuen erschafft der Mensch Gott (Th. 27, vgl. Jesaia 44, 12–20). Die sogenannte Vernunftreligion ist entweder von Vernunft oder von Religion, oder von beiden entblößt (Th. 32). Die Vernunft geht rasen in der lutherischen Kirche, weist Christum vom Altar, schmeißt Gottes Wort von der Kanzel, wirft Kot ins Taufwasser, mischt allerlei Leute beim Gevatterstand, wischt die Anschrift des Beichtstuhls weg, zischt die Priester hinaus und alles Volk ihnen nach und hat das schon lange getan. Noch bindet man sie nicht? Das soll vielmehr nicht lutherisch und nicht wirlstadtisch sein (Th. 71)“.

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 Seit dieser Zeit ist wieder das Eifern um die reine Lehre, das Festhalten der reinen Lehre vor Menschen und Menschendeutung die Hauptaufgabe der Kirche geblieben. Dies Eifern jedoch geht aus von Psalm 119, v. 152. „Zuvor weiß ich aber, daß Du Deine Zeugnisse ewiglich gegründet hast.“ Unsrer Kirche steht es aus persönlicher Erfahrung zuvor fest: Es ist Sein Wort in Knechtsgestalt, aber Sein Wort: Gottes Gesetz ist durchaus sich erwahrende Wahrheit. Und über diesem Wort soll die Treue halten, bis Er kommt. Das ist ein großer und erhabener Gedanke, daß unsre Kirche