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o Herr, daß Du mich ohne Wunder durch diese Welt kommen lassest.“ Es liegt darin ein tiefes Verständnis Jesu Christi; liegt doch in dem Worte: „So ihr nicht Zeichen und Wunder sehet, so glaubet ihr nicht,“ eine Mahnung für uns alle, daß wir nichts Außergewöhnliches begehren, sondern uns genügen lassen an den großen Gnadentaten, die dadurch nicht gewöhnlich werden, daß wir täglich von ihnen zehren, die nur für uns ihren Wert zu verlieren scheinen um unserer Sünde willen. Für nervöse Christen ist der Hl. Geist nicht ausgegossen. Für solche, die Abwechslung bedürfen, denen der gewöhnliche Weg Gottes zu gering ist, ist überhaupt keine Einwirkung Gottes, sondern nur für die Schwachen und Armen, für die Müden und Verlassenen, für die Törichten ist Jesu Kraft und ewige Gottheit. Wir haben also, wenn wir nicht in ein furchtbares Gericht fallen wollen, keineswegs um eine zweite Ausgießung des Hl. Geistes bitten, sondern vielmehr den Herrn anzuflehen, daß Er den Hl. Geist mit all Seinen Gaben und Gnaden uns erhalten wolle, daß Er die Kraft des Hl. Geistes, vermöge deren Er uns in Wahrheit zur Wahrheit leiten will, mächtig stärke, ihre einen Sieg um den andern verleihe und sie die beherrschende Macht unseres Lebens werden lasse. Denn darauf kommt ja alles an, daß, wenn sonderliche Gaben und Erweisungen des Hl. Geistes sich zeigen, alle diese Betätigung der Erkenntnis zum gemeinen Nutzen geschehen. Daran erkennt man, ob es des Hl. Geistes Geschenke oder ob es selbstwillige eigenmächtige Positionen sind, wenn man diese Gnaden für sich genießen will oder zu gemeinem Nutzen anwendet. Das ist eben der neue Begriff, den das Christentum in die Welt gebracht hat: „Alles zu gemeinem Nutzen.“ „Einer trage des andern Last, einer komme dem andern zuvor, einer diene dem andern.“ Dies Zusammengreifen der Gaben und Kräfte zu gemeinem Nutzen ist es, was sich auch in den Teilkirchen regt. Wir müssen die Teilkirchen, die Konfessionskirchen (natürlich können hier nur die drei Haupt-Teilkirchen: Die katholische, die reformierte und