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selber; denn der Christ hört nicht auf, solange er lebt, ein Glied der Welt zu sein. Wir haben noch ein gut Teil der Welt in uns; aber „Der in euch ist, der ist größer, denn der in der Welt ist“, und so groß Ihr Zagen sein muß, daß noch so viel Welt in und an Ihnen ist, so groß und weit größer noch soll Ihre Freude sein, daß Der in Ihnen ist, den Sieg erworben hat. Dieses Mutterhaus hat ja Welt genug in sich. Es ist unmöglich, daß in einem Hause, an dem Weltkinder ihre Füße abstreifen, nicht auch Welt bleibe. Wie viel an den einzelnen Welt ist, das fühlen wir dann am allerersten, wenn wir eigene Ehre suchen. „Wie könnt ihr Meine Jünger sein, so ihr wechselnde Ehre suchet?“ statt der Ehre, unter Ihm zu dienen, der größten Ehre, daß wir unter Sein Dach gehen dürfen und in den Vorhöfen Seines Hauses bleiben, daß wir an Seinem Altar den Mittelpunkt unseres Lebens haben sollen. Wie könnt Ihr Seine Jünger sein, so Ihr Ehre unter den Menschen suchet, und die Ehre bei Ihm zu sein, bei Ihm zu weilen suchet Ihr nicht? Das muß jede einzelne Seele als Welt in ihr erkennen, wenn sich der Ehrgeiz regt. „Der Ehrgeiz ist das letzte Gewand, das der Sterbliche auszieht, ehe er sich zur gewaltigen Reise in die Ewigkeit anschickt“, sagt ein alter Heide. Wir alle wissen, welche Gefahren im ehrgeizigen Trachten liegen. Aber was aus Gott geboren ist, läßt allmählich diesen Ehrgeiz lächerlich erscheinen. Irdische Kronen und Auszeichnungen sind dem zu gering, dem die himmlische Krone von Christo aus Gnaden bereitet wird. Das ist die Welt in uns, daß wir noch eigene Ehre suchen. Und die Welt um uns so vielgestaltig, vielfarbig, lockend, drohend, schmeichelnd, beherrschend! „Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt“ um uns. Die Klöster und Religiösen des Mittelalters haben gemeint, die Welt dadurch zu besiegen, daß sie dieselben einluden, in ihre Mauern einzukehren. Wir aber haben den Befehl: „Gehet aus in alle Welt“. Wir sollen nicht die Welt hereinnehmen, um sie zu besiegen, sondern hinausgehen, um sie zu beherrschen. Das ist die rechte