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Elementen, von Persönlichkeiten, die aus ganz anderen Verhältnissen hervorgegangen sind, mit solchen, die aus sehr einfachem Stande geboren, diese eigenartige Verbindung möchten wir nicht missen. Das Vorwiegen der einen oder der anderen Seite würde der Sache nur zum Unheil gereichen. Diese Mischung, so wie jetzt ist recht. Eine Verschiebung dürfte höchstens nach der Seite noch stattfinden, daß wir aus den gebildeten Kreisen noch mehr Schwestern bekommen möchten. Wer den Herrn Jesum Christum lieb hat von reinem Herzen, die ist wahrlich tauglich, Diakonisse zu sein. Bei solchen Seelen kann man über manche Unebenheiten freudig hinwegsehen. Seien Sie von diesem Gesichtspunkt aus mild, und wo Sie eine Seele unter den Schwestern finden, die in einfacher Pflichterfüllung Jesum Christum, den Freund ihrer Seele, liebt, so sollen Sie wissen, daß vor Ihm nicht mehr „der Barbar noch Hellene“ gilt. Die Schwester, die Jesum Christum lieb hat, ist wahrhaft gebildet, ist des höchsten Standes, ist eine Erwählte des Königs der Ehren, auf der Sein Wohlgefallen ruht. Wir haben ja keinen höhern Wunsch, als daß diese Genossenschaft, so wie sie sich jetzt in großer Zahl zeigt, wie eine von Christo erkaufte und erwählte Braut, ihrem himmlischen Herrn und Bräutigam entgegenreifen möchte, daß sie alle, ohne Unterschied und Stellung hinkämen zu Dem, vor dem nur Sünder, aber begnadigte Sünder gelten. Weil wir nur der einen Hoffnung leben, so fahren wir fein mit den Leuten, und sind milde auch in der Strenge; denn das dürfen wir uns nicht rauben lassen, daß wir in der rechten Weise Kritik üben dürfen. Da, wo sich Fehler einschleichen, müssen wir mit ernstem Wort und kräftiger Rede steuern. Das können wir erst, wenn wir selbst klar über unsere Aufgabe geworden sind. Darin steht unsere Pflicht: zuerst das Eigene ernstlich richten, dann die fremde Sünde milde, aber bestimmt rügen. Suchen Sie an Ihrem ernsten Wirken zu zeigen, daß man in eigener, fester, treuer Erfüllung der Pflicht allein andere lehren kann. Es ist tief traurig, wenn solche über treue Pflichterfüllung