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Ein Gottesmann des vorigen Jahrhunderts Hamann hat gesagt: „Wer nicht bei Wasser und Brot Jesum Christum bekennen kann, der ist Sein nicht wert.“

 Wie viele Gefahren liegen in der Freundschaft, in der ausgedienten Korrespondenz, in den Tagebüchern! Das ist oft Genußleben. Der Herr allein weiß es, wie viel durch Unterkorrespondenz geschadet worden ist, durch Nebenregierung, Nebenbestrebungen, wie oft wir Leitenden geschädigt worden sind durch unberufene Hände. Kümmern Sie sich nur um das Ihre, denken Sie nur an Ihre Pflicht. Da, wo ich merke, daß es mir wohl wird, wenn ich in Gefahr komme, mich gehen zu lassen, da breche ich ab. Wir sind nicht zum Behagen da. Das Leben ist zu ernst, die Zeit zu schwer. Wenn man nur einmal von Ihnen sagen kann, das Sie wirklich Christi arme Dienerinnen sind. Wenn Ihr Rektor hinaus auf die Visitationen kommt, so hört er nicht lauter Dinge, die wohlklingen. Das ist der schwersten Aufgabe eine, das ist das bitterste Weh: zu hören und doch nicht recht zu hören, zu merken, und doch nicht recht zu verstehen; denn die Wahrheit ist vielgestaltig und die Pflicht, die Wahrheit zu sagen, sehr dehnbar. Schonen Sie Ihrer nicht, sondern wissen Sie, daß der Herr den, der Ihm Schonung anriet, einen Knecht des Satans schalt. Schonen sie Ihrer nicht, denn Sie sind wirklich entbehrlich, und wenn Sie nicht mehr sind, dann kommen andere. Seien Sie hart gegen sich, nicht um des Verdienstes willen, sondern aus Pflicht. Bitten Sie, daß wir Ihnen die Vorbilder geben in der unerbittlichen Strenge gegen uns selbst und werden Sie nicht uns zur Versuchung.

 Und dann seien Sie mild gegen andere. Das Gemeinschaftsleben ist schwer, und es ist eigentlich dem Rektor das Schwerste mit, über das Gemeinschaftsleben zu reden, der es zwar prüfend betrachtet, nicht aber mitten drinnensteht. Es ist ja nicht leicht so eng aneinander gegliedert zu sein; aber wenn wir wahrhaftige Barmherzigkeit in uns haben, dann wird es erträglich. Jene eigenartige Mischung von gebildeten und einfach schlichten