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kann der Mensch nicht alles wünschen! Darnach haben wir nicht zu fragen, sondern allein wie Er dazu steht. Die Einfachheit allein tut es. Man sage nicht, die Bedürfnisse und Anforderungen sind ja nicht für die einzelnen, sondern sie kommen dem Hause zu gut. Das Haus besteht ja nicht aus Steinen, sondern aus Menschen. Es ist kein Haus so aus der Armut entstanden, wie dieses. Sollte es sich nun, besserer Tage Zeuge, seiner früheren Armut schämen wollen? Reinlich und einfach kann man sein auch in bescheidenen Verhältnissen. Und es ist wirklich hoch an der Zeit, das immer wieder einzuschärfen. Es wird vor mir gesagt worden sein, und wird hoffentlich nach mir auch ernstlich und weit besser gesagt werden. Die Klöster der alten Zeit sind daran zu Grunde gegangen, daß sie, um mit dem Propheten Zeph. 1, V. 12 zu reden, auf „ihren Hefen stille lagen“ und sichs wohl sein ließen, daß sie ihre Aufgabe nicht mehr mit der vollen Einfalt lösen wollten, sondern alle möglichen Dinge sich aneigneten. Unser Herr ist arm gewesen, als Er ins Fleisch kam, und Seine Knechte und Mägde sollen auch arm sein. „Es ist ein köstlich Ding einem Manne, daß er das Joch in seiner Jugend trage.“ Dieses Haus hat das Joch in seiner Jugend getragen, warum wollte es jetzt dies Joch von sich werfen? Die Kennzeichen hiezu sind vorhanden. Wir haben die Aufgabe, diese Kennzeichen sofort zu deuten und mit aller Entschiedenheit zurückzuweisen. Wir haben auch Pflichten gegen diejenigen, die nach uns sein werden, und jener schauerliche Grundsatz „nach uns die Sintflut“ wird als revolutionärer, doch nicht für Christen maßgebend sein. Bengel sagt in seiner Erklärung zum Jakobusbrief: „O, Gott hilf, daß meine Arbeit an Deinem Wort Früchte bringe, wenn ich nicht mehr da bin, und daß mein Dienst Dir wohlgefalle an Denen, die nach mir sein werden.“ Diese Bitte hat jeder Knecht Gottes, diese Bitte sollen auch Sie haben. Geistige und geistliche Bäume zu pflanzen, ist eine Aufgabe, die aus der Liebe zu dem treuesten Gärtner entsprungen ist. Wir wollen unsere Arbeit hinterlassen, nicht daß man unser