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das Reich der Dämonen eingekehrt und sah noch auf ihren Gesichtern die Schadenfreude und hörte, um wieder mit Luther zu sprechen, den alten Schadenfroh jubeln und preisen: „nun ist Gott seines Sohnes verlustig gegangen!“ An die Stätte kam er.

 Ist das Jesus? „Ich bin Joseph, euer Bruder, den ihr verkauft habt.“ (1. Mos. 45, 4) So ist er zu uns armen Menschen gekommen. „Ich bin es“: so ist er erschienen den Armen. „Ich bin es, den ihr gekreuzigt, verleugnet, verlassen habt.“ Milde, ladend, alle Unbill vergessend, alles Leid und alle Tränen hinter sich weisend, erscheint der Auferstandene mit dem einzigen Gruß, vor dem alle Angst weicht, wie ein Frühlingshauch das Eis zersprengt und alle winterliche Haft löst: „Friede sei mit euch!“ (Joh. 20, 19.) Auf die Erde ist er wieder gekommen, und wird einst wiederum kommen als ein Erlöser und Durchbrecher aller Bande: „Kennt ihr mich? Ich bin der, der für euch gelitten, für euch den Tod erfahren und das Grab erschaut hat. Es ist alles vorüber, ich bin frei!“ – Aber in die Hölle kam er nicht mit dem Brudergruß des Friedens, sondern mit dem Siegesgruß der Allmacht, nicht mit dem lockenden, ladenden Worte: „kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken“ (Matth. 11, 28), sondern mit dem verurteilenden und verwerfenden: „gehet weg von mir in das ewige Feuer, ihr Verfluchten.“ (Matth. 28, 41.) In die Hölle kam er nicht, wie etliche lehren, werbend, gewinnen wollend, suchend, lockend, ladend, sondern mit dem stillen, stolzen Triumph: „ich bin Sieger! Tod, wo ist dein Stachel? Hölle, wo ist dein Sieg?“ (1. Kor. 15, 55.)


II.

 Niedergefahren zur Hölle: um seine Herrlichkeit zu zeigen, um das Weh der Verdammten zu steigern, um unsere Angst zu erlösen. – Um seine Herrlichkeit zu zeigen.