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sie mit Heilsbegierde, nicht mit Neugierde, liest, so merkt selbiger, daß an einer Stelle, die Luther eine unheimliche und düstere nennt, über die Höllenfahrt Jesu (1. Petr. 3, 19) gesagt wird, daß der Herr hinabgestiegen sei zu den Geistern im Gefängnis, die zu den Zeiten Noahs etwa nicht glaubten.

 Ich will nun versuchen, der Gemeinde das bekanntzugeben, was unsere Kirche von der Höllenfahrt Jesu lehrt, unsere Kirche; denn die reformierte Kirche kennt die Lehre von der Höllenfahrt des Herrn nicht. Wenn ihr den Heidelberger Katechismus, der ganz hervorragend schöne Stellen hat, einmal aufschlagt mit seinen 129 Fragen, der schönen Frage am Anfange: „Was ist dein höchster Trost im Leben und im Sterben? Daß ich im Leben und im Sterben nicht mein, sondern meines Herrn Jesu Christi bin, der mich erlöset und erkauft hat!“ – Wenn ihr diesen Katechismus aufschlagt, so findet ihr in der 44. Frage: „Jesus, unser Herr, ist in die Hölle gefahren; was bedeutet das? Daß er am Kreuze sterbend die Qualen der Hölle erlitt und mich so von der Pein des Höllentodes errettet und erlöset hat?“ Ein Weiteres lehrt darüber die reformierte Kirche nicht. Und die katholische Kirche lehrt zwar die Höllenfahrt des Herrn, aber mehr im Sinne einer Evangeliumspredigt, daß der Herr sich denen, die im Fegefeuer waren, nahte, um ihnen sein Heil zu verkündigen.

 Was lehrt nun unsere Kirche?


I.

 Erstlich: in die Hölle ist gefahren der Herr Christus mit Leib und Seele. Nachdem sein heiliger Leib ins Grab gelegt war, ist seine heilige Seele an ihren Ort gegangen: „heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein“ (Luk. 23, 43), spricht er. Seine Seele ist zum Anschauen des himmlischen Lichtes und des himmlischen Friedens gekommen, aber Leib und Seele waren noch getrennt; der Leib