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mein Herr Jesus! und begehrt nichts weiter und wünscht nicht mehr zu hören, als: auch für deine Sünde in den Tod gegeben.

 Und in dieser heiligen, gebefreudigen Stunde, in der Stunde, da er eine Gabe spendet, die Welt, Sünde, Tod und Hölle in sich beschließt, wird es Nacht. Eben noch das Licht, das alle Herzen durchflutet, eben noch die Leuchte, aus der Ewigkeit für die Ewigkeit entzündet, eben noch das Licht, das den verirrten Wanderer an sich lockt, wird er in Nacht versenkt. Seine Jünger werden an ihm irre. Der eine erwählt die Verleugnung, der andere den Verrat, die übrigen verließen ihn. Der Dank für die Stiftung seines allgegenwärtigen Heilswunders ist die Untreue des Zweifels, und das Lob für seine Großtat, die er in das wundersame Zeichen des Liebesgeheimnisses einsetzte, ist die verleugnende, ihn preisgebende Ungeduld. Da ward es Nacht. Da ward es Nacht im Herzen des ewigen Lichtes: „Du hast mir Mühe gemacht mit deinen Sünden und hast mir Arbeit gemacht mit deiner Missetat.“ (Jes. 43, 24.) Und alle Engel bezeugen es, und alle höllischen Gewalten bestätigen es, und der Vater der Wahrheit bekräftigt es: ja, Mühe mit der Sünde und Arbeit mit der Missetat!

 Aber wenn nur diese Mühe gesegnet und diese Arbeit von Erfolg gekrönt wäre! In dieser Nachtstunde, da unser aller großer Fürbitter um eine kurze Wachsamkeit seiner Jünger bittet, da heißt es: „ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich!“ (Jes. 49, 4.)

 Da ward es Nacht, als ihm der Feind seine Erfolge zeigte; das ist dein Judas und das ist dein Petrus und das sind deine andern Jünger alle: „sie verließen dich und flohen.“ (Mk. 14, 50.) Da ward es Nacht, als über dem kurzen Schlaf dort im Schifflein die Jünger in Müdigkeit gerieten und die Treue mit Undank vergalten. Da ward es Nacht, als schweigend das Kreuz erschien und vor ihm aufstieg, der Hohn der Heiden, die Angst des Leidens, als die Gewalten der Hölle, die Schrecken des Todes ihn umfingen, und es war niemand, der ihn tröstete.