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 Für die Gegenwart sei meine Stärke. Ich bin ja mehr als allein, denn ich bin mit dir. Ich muß mich tragen, ich muß mich leiden, ich muß mich an mich gewöhnen. Ich möchte jeden Tag weit von mir entweichen, doch kann ich’s nicht. So hilf du mir und sei meine Stärke, meines Tuns und meiner Arbeit Trost und Licht!

 Seht, die Zukunft mit allem was sie bringt – und sie bringt noch Schweres genug – findet dich nicht allein, wenn er dein Trost ist.

 Und nun frage ich: Ist der Katechismus wirklich so traurig, daß man sich weigern muß, unsere armen Kinder mit dieser harten Speise zu quälen? Ist der Katechismus wirklich so dürftig, daß ihn nur noch die Begriffsspaltung und Wortzerlegung unserer Theologen mühsam noch bereichert? Wer so sagt, der weiß nicht, welch eine Kraft in einfachen Katechismuswahrheiten ruht:

 Jesus Christus vom Vater in Ewigkeit geboren sei mein Herr!

 Dieses Mein laßt uns festhalten im neuen Jahre, da alles neu werden wird. Dieses Mein schreib auch tief in deine Seele; denn

Kein Elend mag so schwer ja sein,
Dein teurer Name lindert’s fein!

 So wollen wir miteinander durchs Jahr und durch den Katechismus gehen als Leute, die jeden Tag fragen: Bist du der letzte? und an jedem Tag die Antwort empfangen: „Ich bin bei dir in der Not! Ich will dich herausreißen und zu Ehren setzen. Ich will dich sättigen dein Leben lang und will dir zeigen mein Heil! (Ps. 91, 15 u. 16.)

 Es ist doch das Herrlichste, was man am Abend beten kann: Gott Lob, ein Schritt zur Ewigkeit ist abermals vollendet!

 Und das Größte, was man erwarten kann: Der enteilende Tag bringt uns dem bleibenden näher, und das Sterben ist der Eingang zum Leben.

Amen.