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arbeiten, ich will noch arbeiten, ja ich darf noch arbeiten. Noch ist der Weinberg für mich offen, noch ist die Ernte nicht da. Wes soll ich mich trösten, wenn die Vergangenheit anklagend, die Gegenwart anspruchsvoll und die Zukunft schwer mit Arbeit herankommt? „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt.“ (Hiob 19, 25.) „Er ist mein Herr!“

 Gemeinde Jesu! Ich glaube, du weißt es nicht, was für ein unausgründlicher, unaussprechlicher, unausdenklicher Trost es ist, zu einem einzigen Menschen mit der vollsten Gewißheit, die die Hölle nicht erschüttern kann, sagen zu dürfen: Du bist mein! Und nun – Jesus ist mein! Tausendmal von mir betrogen, hast du dich nicht von mir gewendet. Tausendmal von mir belogen, hast du immer noch den Mut, mir zu glauben. Von mir so oft gemieden, da ich mich deiner schämte vor diesem verkehrten Geschlechte, bist du so bald bereit, meine Hand zu fassen, als nur die tastende dich beschämt wieder sucht. Ich kenne nicht bloß Stunden und Tage, ich kenne Monate und Jahre, in denen du mir nicht einmal mehr feindlich, sondern völlig gleichgültig warst, in denen es mich gar nicht berührt hätte, wenn mir jemand gesagt hätte, daß du gar nicht seiest. Ach, ich kenne Tage und Jahre, die ohne Jesum dahinschwanden. Nun ich merke, daß das Einzige, was mich noch hält, und der Einzige, dem ich trauen darf, du, mein Herr Jesus, bist, komme ich zu dir und spreche: „Sei du Vergebung für Vergangenes, Stärke für die Gegenwart, Trost für die Zukunft!“

 Sei du Vergebung für Vergangenes: denn

Allen Seelenschaden deckt Jesus nun in Gnaden
Mit seinem Purpurmantel zu.

Allen Seelenschaden! – und damit alle Seelenangst jetzt und einst in meiner Sterbestunde und vor deinem Throne, o Jesu, mein Herr!