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mußtest?“ Du würdest dem Herrn antworten: „Nein, Herr, das tragen zu können hätte ich nicht vermeint!“ Und dein Herr antwortet dir: „Nun so laß dir auch weiter an meiner Gnade genügen; denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig!“ (2. Kor. 12, 9.)

 Er wird helfen. Jesus ist Herr!

 Ach, ich möchte das Sorgenmeer kennen, das er nicht mit einer einzigen Bewegung glättete und in Frieden wandelte! Nein, ich will die Not nicht kennen, die ihn auf die Probe stellte, ich will ihm vielmehr meine und eure Sorgen anheimstellen und unsere Not ihm beichten, um sein Wort zu hören: „Fürchte dich nicht. Ich bin es!“ (Matth. 14, 27.)


III.

 Und das letzte: „Jesus ist mein, mein Herr!“ Das gilt gegenüber all den Ängsten. Je älter man wird, desto mehr wird man allein. Die Menschen, mit denen wir eine gute Weile gegangen sind, gehen von uns. Wir sehen uns um – sie sind eben ins Grab gesunken. Die Scholle, die uns noch trägt, hat sie nicht mehr getragen. Es ist, wie wenn das Eis, auf dem ich mit meinem Gefährten stand, brüchig würde. Die Scholle trägt wohl mich noch, aber mein Begleiter ist unter der Fläche verschwunden. Und dann kommt eine andere Scholle, die geht eine Weile neben der meinigen her. Ich habe an ihr noch einen Halt und an ihrer Nähe noch einen Trost. Und dann blicke ich mich nach einem Weilchen um, und die Scholle wurde ins weite Meer fortgetragen und fortgetrieben, und ich bin wieder allein.

 Und je älter man wird, desto schwerer schließt man sich auch an und auf. Man ist es müde zu klagen, man wird es müde, sich trösten zu lassen von anderen. Wenigstens meine ich, je älter man wird, desto öfter und mehr sagt man: „Menschenwort tröstet, hilft, heilt und hebt nicht; die Sorge bleibt, die Angst weicht nicht, sie begleitet uns, Tränen, Angst, Trauer und Schmerz folgen