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steht er vor seinen Jüngern und spricht: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden.“ (Matth. 28, 18.) So sprechen nicht die Schwärmer und die auf Goldgrund gemalten Herren, so sprechen harte, sturmerprobte, leidbewährte Männer, so spricht er, der die Gewalt des Todes vernichtet hat.

 Darum möge das neue Jahr Sorgen bringen, die wir kaum ahnen; wir stehen vor Sorgenbergen, wer hilft uns hinüber? Glatte, steile, gen Himmel ragende Sorgenfelsen, finstere Abgründe und große Tiefen warten unser, ein Berg um den andern; ist einer erklommen, so erhebt sich ein anderer, der noch weit mächtiger und steiler, weit schwieriger und härter ist. Aber auf dem höchsten Berge, wo kein Menschenauge mehr hinreicht und kein Menschenfuß mehr hinträgt, steht der, der gesprochen hat: „Ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.“ (Matth. 28, 20).

Stark ist meines Jesu Hand,
Und ich will sie ewig fassen,
Hat zu viel an mich gewandt,
Um mich wieder los zu lassen.

Sind das vielleicht fromme Sprüchlein, von dem alten Großmütterlein erzählt? Und wenn es so wäre, gesegnet sei es für solche Geschichten. Aber nein, das sind Tatsachen, es sind die Großmächte, mit denen die Kirche steht und fällt, es sind die Majestäten, die aus Todesnacht und Höllenfinsternis heraus geboren sind an Ostern: „Christ ist erstanden von der Marter alle; des solln wir alle froh sein, Christ soll unser Trost sein! Kyrieleis!“

 Darum wissen wir: Band und Trübsal warten unser im neuen Jahre (Ap. 20, 23), Bande, die kein Mensch ahnt, Trübsal, die man kaum ertragen zu können meint, aber seht, wenn der Herr in dieser Abendstunde dich fragt: „Hättest du vor einem Jahre geglaubt, das tragen zu können, was du in diesem Jahre tragen